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25. Juni 2024
That's all folks! Herzlichen Dank und Tschau Zürich

Liebes Publikum

Als wir uns das letzte Mal an Sie gewandt haben, konnten wir das: «Bald wird es vorbei sein» und damit das Abschlussfestival noch ankündigen. Jetzt ist das Festival vorüber und die letzten Tage brechen an: 5 Tage noch, und die 5 Jahre unserer Intendanz mit Ihnen am Schauspielhaus Zürich sind vorbei.

«The show is over» ist denn auch passenderweise der Titel der wunderschönen und auch räumlich beeindruckenden Videoinstallation von Wu Tsang, Tosh Basco & Moved by the Motion (inspiriert von dem Gedicht come on, get it von Fred Moten und dem Report from Occupied Territory von James Baldwin), die in diesen Tagen nochmals im Pfauen installiert und zu sehen sein wird - die Show ist vorbei.

«Das ist unsere Bühne!» reklamieren zugleich die jungen Akteur*innen beim grössten Theaterjugendclub-Treffen der Schweiz, das nach vielen Jahren vom 26. bis 29. Juni 2024 wieder einmal in Zürich stattfindet.

Uns war das wichtig: das allerletzte Wort sollte der Zukunft gehören. Zum Abschluss von «Spiilplätz» und am letzten Tag der letzten Spielzeit, am Samstag, den 30. Juni 2024, wummern denn auch die Bässe. Und zwar dort, wo sich die jüngere Generation in den letzten Jahren entschieden Gehör verschafft hat: auf der Bühne des Pfauens!

Alle, die glauben: damit wird es dann unwiderruflich vorbei gewesen sein, können beruhigt aufatmen. Die Türen und Bühnen lassen sich nicht mehr verschliessen, die Zukunft ist längst da. Und sie wird bleiben. Auch wenn es wieder Schauspielhaus Zürich heissen und der Schriftzug am Pfauen bald demontiert werden wird - es gibt kein Zurück mehr. Das Schauspielhaus Zürich wird immer auch das Zchauspielhaus Sürich bleiben. Und damit ein Ort, der sich für Menschen öffnet, die starre Grenzziehungen, dogmatische Zuschreibungen, Experimentierverbote, und auch die Verweigerung nicht hinnehmen, für ein anderes Miteinander und ein anderes Stadttheater einzustehen. Menschen, die genau wissen: ein S kann auch ein Z, ein Z auch ein S sein (und noch soviel mehr). Und die das auch längst in aller Selbstverständlichkeit leben.

Was bleibt also? So viel! In der Institution selbst, die sich in den vergangenen Jahren gewandelt hat und in Bewegung hat versetzen lassen (heute gibt es u.a. einen Kompass, eine verpflichtenden Nachhaltigkeitsbericht im Geschäftsbericht, Reglemente zum Schutz der Integrität, eine externe Ombudsstelle uvm.). Dann die Erfahrung eines weiten, offenen Theaterverständnisses, in dem ein breites Spektrum an Ästhetiken und Repräsentationen auf und auch hinter der Bühne Platz hatte. Ein ganze Reihe bemerkenswerter Aufführungen hat diese künstlerische Freiheit hervorgebracht, die in der Stadt, national und auch international stark wahrgenommen wurden und breite Anerkennung gefunden haben. Einige von ihnen werden auch über unsere Zeit hinaus weiter zu sehen sein - in Zürich etwa (Nicolas Stemanns «Biedermann und Brandstifter», «Tambourines» von Trajal Harrell/Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble und Leonie Böhms «Blutstück»), aber auch in Berlin (Christopher Rüpings «Einfach das Ende der Welt» und «Gier») und weltweit auf Tour(z. B. «The Köln Concert» und «The Romeo» von Trajal Harrell/Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble oder «Moby Dick» und «Carmen» von Wu Tsang/moved by the motion).

Schliesslich die Erfahrung, dass ein Stadttheater immer noch Stadtgespräch sein kann und dabei leidenschaftliche Debatten zu entfachen vermag (die mancher Entscheidungsträgerin vielleicht auch über den Kopf wuchs).

Und natürlich bleiben Ihre und unsere Erinnerungen. Die Abschlusspublikation «Theater is Dead - Long live Theater. Zchauspielhaus Sürich 2019-24», die wir kürzlich veröffentlicht haben und die jetzt online erhältlich ist, könnte hier zur weiteren Anregung sicher Freude machen.

Wir sind froh, dass wir uns von vielen von Ihnen in den letzten Wochen verabschieden konnten und Sie darüber auch den Künstler*innen nochmals begegnet sind, die die letzten 5 Jahre wesentlich geprägt haben. Ihr Applaus nach den Vorstellungen während des Abschlussfestivals war umwerfend. Das werden wir so schnell nicht vergessen. Auch auf diesem Weg wollen wir Ihnen nochmals Danke dafür und für vieles mehr sagen. Und natürlich: Tschau!

Alles Gute Ihnen!

Ihre Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann
Co-Intendanten Schaupielhaus Zürich
2019-2024

 

24. Juni 2024
Abschlusspublikation - Limited Edition, jetzt im Handel!

Theater Is Dead. Long Live Theater. Schauspielhaus Zürich 2019 – 2024 - Limited Edition, jetzt im Handel! Bis am 27. Juni via Webshop bestellbar und danach via Theater der Zeit Verlag.

Überbordend sinnlich, international gefeiert, diversitätsoffen und jenseits von disziplinären Grenzen, zugleich angefeindet, verbrämt, umkämpft. Als alphabetisches Glossar verpackt, evoziert diese Abschlusspublikation die Hoffnungen und Versprechen, die mit der Intendanz von Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann am Schauspielhaus Zürich verbunden waren, repräsentiert die vielfältigen Handschriften der beteiligten Künstler*innen und ruft öffentliche Debatten um die Neuausrichtung des Schauspielhauses auf.

Was also bleibt, von diesem Versuch das Stadttheater für das 21. Jahrhundert neu zu denken? Theater Is Dead. Long Live Theater. Schauspielhaus Zürich 2019 – 2024 gibt darauf keine finalen Antworten, sondern versammelt Material, das für zukünftige Erneuerungsversuche relevant sein könnte. Dabei entsteht ein künstlerischer Text- und Bildband, der einen erweiterten Theaterbegriff feiert und die in Zürich entstandenen Arbeiten zwischen Theater, Tanz, Film und den performativen Künsten abbildet und kontextualisiert.

Theater Is Dead. Long Live Theater. Schauspielhaus Zürich 2019 – 2024
Preis: CHF 30.- (Leinengebundenes Hardcover)
Limited Edtion!

 

21. Juni 2024
Zum letzten Mal:
The Show’s Over
von Moved by the Motion,
23.-27. Juni 2024

Nachdem mit Bullestress die letzte Repertoirevorstellung der Spielzeit und der Intendanz von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg über die Bühne gegangen sein wird, kommt The Show’s Over im richtigen Moment noch einmal auf die Pfauenbühne, um das Ende der Saison und der Co-Intendanz einzuläuten. Die Videoinstallation von Wu Tsang, Tosh Basco und Moved by the Motion wird ein allerletztes Mal vom 23. bis 27. Juni 2024 im Pfauen zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.

Ausgehend von dem Gedicht come on, get it von Fred Moten und dem Report from Occupied Territory von James Baldwin drehten Wu Tsang und Moved by the Motion 2020 inmitten der Pandemie einen Film mit dem Schauspielhaus-Ensemble. Wu Tsangs Filme vereinen dokumentarische und narrative Techniken mit fantastischen Ausflügen ins Imaginäre und erkunden verborgene Geschichten, marginalisierte Erzählungen und den Akt der Performance selbst. In The Show's Over bewegt sich die Kamera kontinuierlich zwischen individuellen Choreografien und Bewegungen und Aktionen der Gruppe, die von improvisierter Musik zu Auf- und Abstiegen auf einem Penrose-Dreieck reichen – einem Dreieck, dass die Performenden je nach Perspektive verbindet und trennt. Mit Fred Motens Poem geht der Film Motiven der Unteilbarkeit, der Flüssigkeit und wässrigem Land und Matsch nach und untersucht unterirdische Strömungen des Widerstands und die Politik der (Un-)Sichtbarkeit.

 

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