Schiffbau/Box
Premiere am 20. April 2012
Unterstützt von der Stiftung Corymbo
In seinen Abenden untersucht der Schweizer Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann die Möglichkeiten von Musik und Theater, sich gegenseitig Räume zu eröffnen und zu neuen Ausdrucksformen zu finden. Ein poetischer und humorvoller, vieldeutiger Mikrokosmos entsteht. Text, Ton, Bild und Szene fügen sich in eine übergreifende, fein verästelte Partitur. Mit „Vielzahl leiser Pfiffe“ erschafft Ruedi Häusermann nach „Der Hodler“ (2010) eine neue Arbeit für das Schauspielhaus Zürich.
„Im Schiffbau feierte Ruedi Häusermanns „Vielzahl leiser Pfiffe. Umwege zum Konzert“ Premiere. Verspielt, witzig, spannend, genial.“ Aargauer Zeitung
„Wir machen Station in der Schneiderei in der die „Fäden“ zusammenlaufen; wir gelangen in den Möbelfundus, der uns als das „Fundament“ und das „Gedächtnis“ des Theaters vorgestellt wird. Und wir besichtigen, das hauseigene Tonstudio und die Schreinerei, die beide das „Herz“ des Theaters sein wollen. So gesehen sind Ruedi Häusermanns „Umwege zum Konzert“ also auch eine charmante Hommage an die unsichtbaren Berufe des Theaters, die aufwendige Inszenierungen wie die seinen erst möglich machen.“ Tages-Anzeiger
„Es hat den Charme einer Liebeserklärung, an die Technik, an die Materialität, an die kleinen Tricks, aus denen Kunst auch besteht. Es hat die Poesie der alten Geräte, Magnettonbänder, Zaubermaschinen aus Kindertagen, die in einem Höllenschuss Knopflöcher fertigen, oder Luftdüsen, über denen man Bälle tanzen lassen kann. Und es hat die Autorität der übers Ganze gedachten Komposition: Da greift eins ins andere. Das Kleine spiegelt sich im Grossen, Motive spinnen sich fort und entwickeln sich in Variation und Reprise, wechseln Farbe und Charakter.“ NZZ
„In erster Linie sind Häusermanns „Umwege zum Konzert“ also eine Verführung zum genauen Hinhören und ein allmähliches Eintauchen in einen Zustand gesteigerter Aufmerksamkeit, der mit dem Beginn des Konzerts seinen Höhepunkt erreicht.“ Tages-Anzeiger
„Auf allen Ebenen kämpft der Theaterherzstosstrupp elegant gegen das Gesetz der Schwerkraft, mit der Eigendynamik künstlerischer Prozesse und produziert dabei seriell jenes heitere Elend, welches dem menschlichen Streben nach optimalen Resultaten zu eigen ist. Trotz allem kommen die Fäden korrekt zusammen, sitzen die Schauspieler pünktlich an den Tonbandgeräten mit den riesigen Spulen, die Musiker an ihren rollenden Klavieren, die Mitarbeitenden im Chor und die Zuschauer nunmehr als Zuhörer in der Box. Ruedi Häusermann verdichtet das Vergangene zu einer subtilen, grossartigen Klangkomposition. Von den Schritten des Publikums in den Gängen über das Rattern der Knopflochmaschine bis zu den Durchsagen über Lautsprecher, jedem noch so kleinen Klangfragment gibt Ruedi Häusermann einen Takt, eine Temperatur, spiegelt und variiert es in einer obsessiven Partitur für Flüstertüten, Tonbänder und vier Klaviere. Alles Mögliche – Klebeband, Backpapier, Heftklammern – kommt dabei in den Klavierbäuchen zum Einsatz, gilt es doch akustisch Mass zu nehmen am Materiellen, das zusehends metaphysischer wird. Dass das Herz des Theaters in der Schreinerei, sein Fundament im Fundus, seine Seele im Tonstudio und sein roter Faden in der Schneiderei zu finden ist, das macht Ruedi Häusermanns gewaltiges Klangunternehmen auf der konzertanten Bühne krönend tönend deutlich. Es ist, als würde man den Moloch, das Urtier Theater zufrieden atmen hören, ruhig und gleichmässig, weit über das laute Schlusshupen hinaus.“ Nachtkritik.de
„Im Grunde, muss sich der Zuschauer sagen, ist es ein Wunder, dass nach anderthalb Stunden Um-, Irr- und Abwegen das Konzert überhaupt steht. Ist es! scheint Häusermann zu sagen: jeden Abend aufs Neue. Aus den verschiedensten Richtungen finden alle wieder in den Saal, der nun im Scheinwerferlicht strahlt, geputzt und gestriegelt, mit Podium, Konzertbestuhlung und piekfeinen Lochplattenabsorbern, und die letzte halbe Stunde dieses klugen, von liebevollem Humor getragenen Abends gehört noch einmal ganz der feinen Wahrnehmung. Dem wachen Gehör: dem Konzert, in dem nun alles aufgeht, Häusermanns Klavierpiecen und den Fundstücken von unterwegs, den präparierten Klavieren und der Musique concrète aus Schneiderei, Tischlerei, Fundus und Tonstudio.“ NZZ