Pfauen
Premiere am 5. Mai 2012
Unterstützt von Götte Optik
Anna, die letzte Stuart-Königin, ist eine zwar sympathische, aber schwache Regentin, deren Unentschlossenheit durch ihre Untergebenen kräftig ausgenutzt wird. Das titelgebende Glas Wasser schafft es schliesslich, die Weltgeschichte zu beeinflussen …
1840 in Paris uraufgeführt, ist „Das Glas Wasser“ heute Eugène Scribes bekanntestes Theaterstück. Eine bitterböse Komödie um Liebe, Politik und Machtansprüche, inszeniert von Werner Düggelin, dessen letzte Arbeit am Pfauen Ben Jonsons „Volpone“ war, die 2010 mit dem „Nestroy“ als beste deutschsprachige Aufführung ausgezeichnet wurde.
„Werner Düggelin, der Altmeister des Schweizer Theaters mit dem Faible für die Klassiker des französischen Theaters, hat Scribes Farce am Zürcher Schauspielhaus jetzt in kaum siebzig Minuten zu einer heiter unverkrampften, zeitlosen Salonkomödie entkernt. Das Bühnenbild ist so hell, schlicht und klar wie die ganze Inszenierung: ein Salon mit gläsernen Drehtüren, eine Freitreppe, die in einen romantischen Schlosspark übergeht.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Nur die wasserklare Essenz bleibt übrig in der Screwball-Comedy-Fassung des gut achtzigjährigen Regisseurs. Er schleift und poliert den ausschweifenden Stücktext zu einem Bijou, das die fünf fabelhaften Schauspieler funkeln lassen: perlende Dialoge, pausenlose Auf- und Abgänge, atemraubendes Tempo.“ NZZ
„Scribe ist eine Meister der „Pièce bien faite“, ganz im handwerklichen Sinn, in seiner Stücke-Manufaktur muss er eine Vielzahl industrieller Zulieferautoren beschäftigt haben, es war im 19. Jahrhundert nicht anders als beim „Tatort“. Und da sitzt dann auch jeder Effekt, da trifft jede Pointe, da blitzen die Dialoge. Düggelin bringt es mit leichtester Hand auf die Bühne (und wie schwer ist das!), er spielt mit den Klischees, Boulevard, Charge, aber lässt sich nicht von ihrem Gewicht herunterziehen.“ Nachtkritik.de
„Bühnenbildner Raimund Bauer hat hier kongenial Düggelins Kargheit und Scribes Komik zusammengedacht: Ein neutraler Guckkasten mit gläsernen Drehtüren, eine Art toter Raum, der nur belebt wird von den Intrigen und Intimitäten der Protagonisten, macht buchstäblich transparent, was am Sitz der Macht wirklich passiert. Im Fond die Fototapete mit dem Park und dem Palast wiederum zeigt uns die Fassade, die uns Normalsterblichen sonst vorgeführt wird.“ Tages-Anzeiger
„In der ganzen Herrlichkeit war das titelgebende Glas Wasser bloss ein Stichwort, doch: „Kleine Ursachen, grosse Wirkung“, wie Bolingbroke sagt. Und wir: kurzer Abend, grandioses Theater.“ NZZ
„Düggelin trifft den Kern. Und dass die Komödie funktioniert, dafür sorgt das aus einem Guss geformte Schauspielerquintett. Jan Bluthardt wiegt die Lover-Qualitäten von Masham mit einer gesunden Portion Begriffsstutzigkeit auf. Ohne seine reizende Abigail (Franziska Machens), die als Hofdame der Queen und als Bolingbrokes Verbündete rasant aufsteigt, fiele dieser Heisssporn in sämtliche Schlangengruben, die sich an Annes Hof verbergen.“ Basler Zeitung
„Friederike Wagners Lady ist so kühl, selbstbewusst und herzlos wie eine Marquise de Merteuil, aber selbst heimlich verliebt und damit dem abgefeimten Charme und lächelnden Zynismus von Markus Scheumanns Bolingbroke hoffnungslos unterlegen. Sein Höfling ist nicht der kriecherische Schillersche Wurm oder mephistophelische Strippenzieher, den Gustaf Gründgens eins in Käutners Verfilmung von „Das Glas Wasser“ spielte. Scheumann ist der Spindoctor aus Paris, geistreich, blasiert und glamourös gelangweilt, aber hellwach amüsiert, wenn es ums Pokern, Tricksen und Bluffen geht.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Imogen Kogge macht aus der schwachen Königin einen Wonneproppen der Unentschlossenheit – Düggelin zeigt besondere Empathie für ihre Figur, wertet sie auf, gibt ihr die Wärme der Träumerin, sogar die abgeklärte Heiterkeit der Melancholikerin, die sich an Baudelaire und seinem „Spleen“ berauscht.“ Nachtkritik.de
„Wir können fast nicht genug kriegen von diesen eineinviertel Stunden Krieg und Frieden en miniature, so schön ist Werner Düggelins Inszenierung. Eine ganz kostbare Sache. Die Essenz von Theater. Quasi Scribe im Flakon.“ Der Landbote