Schiffbau/Box
Premiere am 20. September 2012
Ein Dorf, ein Hof, keine Fragen. Der Pflüger William liebt seine Pferde, bestellt sein Feld und hat eine junge, aus tiefster Seele gläubige Frau. Als ihr der im Dorf verhasste Müller Gilbert Horn durch sein Schreiben eine neue Sicht auf sich und die Welt ermöglicht, beginnt der biblische Sündenfall von vorne … „Messer in Hennen“ wurde 1995 in David Harrowers Heimatstadt Edinburgh uraufgeführt. Die Regisseurin Heike M. Goetze inszenierte am Schauspielhaus Zürich zuletzt „Volksvernichtung“, „Stiller“ und „Warum läuft Herr R. Amok?“
„„Knives In Hens“ kam 1995 heraus; David Harrower ist einer jener Dramatiker aus Grossbritannien wie Mark Ravenhill, Simon Stephens, Sarah Kane, die jugendliche Wildheit mit dem Metier des „well made play“ verbanden. Ende der neunziger Jahre machten sie das „New British Drama“ auch hierzulande populär und gaben damit wichtige Impulse für die zeitgenössische Dramatik. Fünfzehn Jahre später hat das Stück noch die sprachliche Kraft und den Sog des abgründigen Märchens.“ NZZ
„Um Sprachlosigkeit und Wortwelten, ums paradiesische Benennen, das Gott schenkt, und ums sündige Selbstermächtigen via Schreiben geht es in Harrowers Stück. Es wirkt wie aus der Zeit gefallen – fremd und doch so nah wie überhaupt möglich, wenn man mittendrin sitzt in einer Kirchenruine aus einem Caspar-David-Friedrich-Bild, und vorne am Boden liegt eine Pferdeleiche, an der sich glückliche Schweine gütlich tun. Das ist sinnlich und zugleich voller Subtexte wie die ganze Bühne Bettina Meyers, die romantische Landlebenimpressionen mit dorothea-langeschem Scharfblick zeichnet.“ Tages-Anzeiger
„Die Bühne für sich ist eine prächtige Installation (von Bühnenbildnerin Bettina Meyer): eine aufgelassene Kirche, umgenutzt zum Stall. Halb verfallene gotische Spitzbogenfenster, die Front notdürftig mit Mauerwerk geflickt, sichtbar sind noch die Reste einer Fensterrose. Hineingebaut in die Ruine ist eine schäbige Hütte, Stall und Behausung zugleich. Stroh am Boden (nichts für Stauballergiker), ein Turm aus Hunderten von Mehlsäcken, am Boden ein totes Pferd (Attrappe), besagte Hühner und Schweine (echt, beim Einlass wird nebenbei gemahnt, nichts Essbares in der Tasche mitzuführen). Das Publikum sitzt in Kirchenbänken; geistliche Heilsmusik aus dem Off macht die sakrale Anmutung komplett. Die Illusion ist überwältigend, man schaut nach oben und stellt verblüfft fest, dass da ja kein offener Himmel ist, sondern der Schnürboden. Es ist eine schlaue, sehr passende Raumanordnung für dieses Stück, das die Frage nach der Rolle der Sprache im Erkenntnisprozess stellt, in einer Welt, in der die Wahrnehmung in Bruchsteine zerfällt, wie die Trümmer einer einst kohärenten metaphysischen Kathedrale.“ NZZ
„Heike Goetze praktiziert total konsequent den Kinderglauben ihrer Protagonistin und raut, unterstützt vom tollen Ensemble, das sich jedem Spielfluss entgegenstemmt, die Form des ohnehin rauen Stücks weiter auf. In diesem Authentizitätspop, zwischen Geruch, Geräusch und Geschlechterkampf, entfaltet sich so eine durchaus faszinierende, begehbare sprachphilosophische Installation mit Tierli-Touch und Ruinen-Chic. Postdramatik mit Säuliwohlfühlfaktor.“ Tages-Anzeiger