Pfauen
Premiere am 15. Dezember 2012
Im Haus des Biochemikers Protassow arbeiten Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle an der Vision einer besseren Zukunft, während vor den Türen die Cholera grassiert. Von ihren Affekten, Sehnsüchten und unfreiwillig komischen Neurosen besessen, existieren diese „Kinder der Sonne“ wie auf einem fernen Stern.
Maxim Gorki schrieb das Stück 1905 im Angesicht der ersten Russischen Revolution in Gefangenschaft. Die Regisseurin Daniela Löffner inszenierte am Schauspielhaus Zürich zuletzt „Das Versprechen“, „Täter“ und „Im Wald ist man nicht verabredet“.
„Gorkis Szenen aus einer sozialen Um- und Aufbruchszeit sind auf der Zürcher Pfauenbühne ein grosser, präzis gespielter Spass. Im letzten Bild kippt die Inszenierung überzeugend ins dunkel Tragische. Die Schauspieler zeigen, immer aus der ersten Reihe des Parketts auf die Bühne steigend, ein hinreissendes Stück, das von der Einsamkeit handelt, von Liebe und Utopie und ihrem Fehlen und vom hohen Wunsch, aus Menschen eine Menschheit zu bilden. Ein russisches Revolutionslied bindet die Handlung zurück an ihre Ursprungszeit. Es wird immer dann gesungen, wenn die Individuen an sich selber scheitern. Der Applaus bei der Premiere am Samstag war gross und ungeteilt.“ Neue Luzerner Zeitung
„Das Stück „Kinder der Sonne“ hat am Samstagabend bei der Premiere am Zürcher Theater Pfauen auf ganzer Linie überzeugt. Grandiose Schauspieler und eine punktgenaue Regie liessen das düster-komische Gesellschaftsgemälde glänzen.“ Die Südostschweiz
„Die leere Bühnen lässt viel Raum: Phantasieraum und - im eigentlichen Wortsinn - Spielraum. Und der wird ausgiebig und hochvirtuos genutzt. Gorkis Stück ist eine treffsichere Folge von kurzen, mitunter minimalistischen Szenen, Shortcuts, die kaum nachzuerzählen sind und mitunter an Tschechow und sogar an Shakespeare erinnern. Bald wird deutlich, dass diese Gesellschaft nicht nur diejenige Gorkis zur vorletzten Jahrhundertwende in Zeiten der Cholera ist, sondern die heutige, globale. Die Zänkereien, das geflissentliche Weggucken, das elitäre Intelligenzler-Gehabe, das sind wir. Die bessere Welt, an die wir gerne glauben möchten, wir korrumpieren sie laufend selbst. Das Raffinierte an Gorkis Stück, zumal in dieser Inszenierung: Man solidarisiert und distanziert sich gleichzeitig mit und von allen. Das liegt nicht zuletzt am exzellenten Ensemble, das in der ersten Parkettreihe sitzt - auf dem Flugbrett! –, was Daniela Löffner zu einer Regie der rasant wechselnden Auftritte nutzt. Die Nonchalance und Beiläufigkeit, mit der alle ihrer Rollen geben, die kaschierende Mimik und die verräterische Körpersprache - das ist vom Allerfeinsten. Ob Rainer Bock als visionärer Chemiker, der null Ahnung hat von der zwischenmenschlichen Chemie, oder Franziska Machens als dreist-doofes Dienstmädchen mit zirzensischen Servierkünsten.“ sda
„Alles ist Konversation in diesem Stück. Dabei lässt Daniela Löffner ihren Figuren viel Zeit, sich innerhalb des engmaschigen Beziehungsnetzes zu entfalten. Sinnbildlich dafür gibt es auf der Bühne weder Tür noch Fenster, einzig der Weg zum Publikum hin ist frei. Deshalb sitzen die Schauspielerinnen und Schauspieler – ein feiner Regieeinfall – in der ersten Reihe, von wo sie über eine Rampe auf- oder wohin sie abtreten. Das Publikum wird so insgeheim Teil des Geschehens. Die in seiner Haltung sich manifestierende Komik ist es im Endeffekt, die „Kinder der Sonne“ zu einer amüsanten, vielschichtigen und gerade deshalb auch berührenden Aufführung macht. Nebst den Genannten überzeugt das ganze Ensemble in unverschämt komischen und grotesk naiven Rollen. Weil so die Vielschichtigkeit des Spiels wie des Stücks gewahrt ist, bleibt es auch haften – repräsentiert durch das überraschende Schlussbild auf der Bühne. Verdientermassen erhielt das Ensemble als Ganzes, das zuletzt nur gemeinsam „vor den Vorhang“ trat, dafür reichen Beifall.“ Nachtkritik.de
„Die 32jährige Regisseurin Daniela Löffner nutzt eine moderne Übersetzung und eine intelligente Strichfassung, um mit einem hervorragenden Ensemble ein hintergründiges und streckenweise sehr komisches Werk auf die Bühne zu stellen. Dennoch wäre der Abend nicht so übermässig beklatscht worden, gäbe nicht Rainer Bock den Pawel. Seit seiner Darstellung als Arzt in Michael Hanekes „Das Weisse Band“ wird der wandelbare Akteur mit dem ausdrucksstarken Gesicht auch in Hollywood gebucht. Er gibt den Pawel egomanisch, lakonisch und beiläufig-grausam. Die zehn Akteure verbeugten sich nur gemeinsam; doch sind Sean McDonaghs Boris, Franziska Machens regelrecht slapstickartiges Dienstmädchen Fima und Julia Kreuschs Lisa als düstere Weissagerin eine besondere Erwähnung wert.“ St. Galler Tagblatt
„Das Ensemble folgt Gorki aufs Wort, spielt ausnahmslos stark, spielt direkt, federt Vergeblichkeit mit pointierter Komik ab. Das ist Schauspielertheater im besten Sinne.“ Basler Zeitung
„Es ist zum Lachen. Und zum Weinen schön. Daniela Löffler inszeniert am Schauspielhaus Maxim Gorkis Sozialdrama „Kinder der Sonne“. Eine berührende Vorstellung.“ Zürcher Oberländer
„Die zehn Schauspielerinnen und Schauspieler, die auf dieser Bienenstockbühne stehen, machen das alle grossartig. Rainer Bock als Protassow: ein zögerlicher Mann, überfordert von allen Menschen, die ihm zu nahe kommen wollen. Kinder der Sonne will er um sich haben, ein Kind ist er selber geblieben. Seine Frau Jelena (Friederike Wagner) dementsprechend: eine Liebende, wo eigentlich keine Liebe sein kann, abwehrend in den Bewegungen und doch hingezogen zu einem besse ren Leben, was wie Dimitrij (Nicolas Rosat) ausschauen könnte. Oder auch wie Melanija (Isabelle Menke). Dieses Glück suchen auch die anderen, doch es ist zum Verrücktwerden, immer stehen sie ein paar Schritte zu weit beiseit. Jede Annäherung muss scheitern, wie die Liebe von Lisa zu Boris (Julia Kreusch, Sean McDonagh), die beiden geben sich auf der Bühne als die unglücklichsten Kinder unter der Sonne aus. Verrückt gut ist Franziska Machens als Dienstmädchen, grandios ihre Teeservice-Nummer. Und wenn sie mit Hausbesitzer Mischa (Milian Zerkawy) ein Lied singt, ist das zum Weinen schön. Am Schluss schmilzt die Bühne vor sich hin. Grosser Applaus.“ Der Landbote
„Neben dem Professor entwickelt sich dessen Schwester zur Attraktion der Inszenierung. Julia Kreusch gönnt der kränkelnden Lisa bei aller Lebensangst Kraft und Galgenhumor. Statt eines verschatteten Mauerblümchens zeigt sie eine sensibel-kluge junge Frau, die das Sinnlose der Existenz begreift und sich auch deshalb nicht traut, dem Werben des ähnlich veranlagten Tierarztes nachzugeben.“ NZZ
„Bock bekam vor der Premiere vom Samstag die meisten Vorschusslorbeeren. Seine Rolle als Arzt im Film „Das weisse Band“ hat ihn berühmt gemacht. Doch die anderen Schauspieler reichen ihm problemlos das Wasser. Besonders gefällt Melanija (Isabelle Menke), die trotz ihrer verzweifelten Anbiederung an den Professor wegen ihrer naiven Ehrlichkeit sympathisch ist. Erfrischend holt das langbeinige Jungtalent Franziska Machens das Maximum aus ihrer kleinen Dienstmädchenrolle: Komik, frechen Sexappeal und dramatischen Fall. Julia Kreusch überzeugt als Erkennende der bitteren Realität. Einer überstrahlt mit seiner Traurigkeit alle anderen Sonnenkinder: Sean McDonagh ist ein Genuss als überdreht-nervöser, zynischer und doch sensibler Tierarzt Boris Tschepurnoj. „Alles auf der Welt hat einen Sinn“, nimmt er Pawels Theorie auf und ergänzt: „nur die Welt selbst nicht“. Am Ende erfährt diese Welt eine überraschende Öffnung (auf Russisch: Glasnost), und die Schauspieler ernten warmen Applaus.“ Aargauer Zeitung
„Premierenjubel am Samstag im Pfauen für zehn grandiose Schauspieler, eine punktgenaue Regie und Maxim Gorkis düsterkomisches Gesellschaftsgemälde „Kinder der Sonne“.“ sda