Schiffbau/Halle
Premiere am 14. Juni 2013
Im Rahmen der Festspiele Zürich
Eine Koproduktion von Schauspielhaus Zürich und Opernhaus Zürich
Ein Jahr vor seinem Tod macht Richard Wagner mit seiner Frau Cosima auf seiner letzten Reise nach Venedig noch einmal Station in Zürich, wo er neun Jahre seines Lebens verbracht hat und viele seiner wichtigsten Werke und Schriften entstanden sind. Ein Erinnerungsfieber erfasst den Komponisten. Es begegnen ihm bedeutende Figuren seines Lebens, reale und surreale, tote und lebendige, nicht nur aus den Zürcher Jahren. Richard trifft auf seine Geliebte Mathilde und ihren Mann Otto Wesendonck. Er trinkt mit seinem Schweizer Weggefährten Karl Ritter, tanzt mit dem Schriftsteller Gottfried Keller, parliert mit dem toten französischen Dichter Charles Baudelaire. Aber nicht nur Menschen treten dem Komponisten in dieser Fieberfantasie vor Augen. Auch Musik nimmt, umglüht vom Schweizer Alpenpanorama, Gestalt an: Arien, Lieder, Szenen, instrumentale Passagen aus den Bühnenwerken des Alten …
Hans Neuenfels hat mit „Richard Wagner – Wie ich Welt wurde“ ein Musik-Theater-Stück für Schauspieler, Sänger und kleines Orchester geschrieben, das zur Eröffnung der Festspiele Zürich im Schiffbau uraufgeführt wurde.
„Mit Witz, Wut und Wissen hat sich Hans Neuenfels Richard Wagner genähert.“ Tages-Anzeiger
„Es ist ein wunderliches Defilee der Herzensfreunde, Steigbügelhalter, Könige und Knechte aus Wagners Vita, die Neuenfels in einer Folge aus zwanzig Szenen vorüberziehen lässt. Stefan Mayer hat ihm dafür einen leicht surreal gebrochenen Einheitsbühnenraum geschaffen, mit vielen Türen (die manchmal zu Notausgängen werden), überhöht durch ein schneekaltes Alpengipfelrelief ein Seelenbeschwörungslabor, dessen Atmosphäre gleichermassen an den Schein-Naturalismus bei René Magritte wie an Thomas Manns Davoser Zauberberg-Speisesaal erinnert. Da gehen sie ein und aus, die Karteileichen aus Wagners Lebensakte, einmal als Schatten ihrer selbst, ein andermal prall profiliert wie das blühende Leben, ja, zuweilen überzeichnet bis zur Karikatur. Immer wilder kreist der Reigen um Wagner, er selbst ist das Kraftzentrum, durch das sich alle anderen definieren. Und bleibt als Projektionsfläche für blinde Verehrung wie für genauso blinde Verteufelung doch eigenartig ungreifbar, schillernd, zweideutig. Dieses Schillernde ist das Verdienst von Robert Hunger-Bühler, der Wagner nicht als Heroen, als mimeartigen Geiferer, guruhaften Propheten oder weltumarmenden Universalromantiker zeichnet, vielmehr virtuos, oft von einem Satz zum nächsten, zwischen all diesen Rollen hin und her wechselt. Gerade das verleiht der Figur einen Facettenreichtum, den bislang kein noch so kritisch reflektiertes oder emphatisch-affirmatives Komponistenporträt erreichte.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Neuenfels' Imagination einer Rückkehr Richard Wagners nach Zürich 1882 verquickt biografische Fakten und Fiktionen zu einem dichten Spiel.“ Der Landbote
„Entstanden ist ein anregendes Zeitgemälde, das die Gefahr eines genrehaften Historienstücks tunlichst umgeht.“ Zentralschweiz am Sonntag
„Es sind grossartige Darsteller am Werk: Robert Hunger-Bühler verausgabt sich in einer Parforce-Tour als Richard Wagner. Elisabeth Trissenaar ist zugleich sanft und kantig Frau Cosima. Ferner tauchen auch Karl Ritter (Gottfried Breitfuss) auf, eine Art Ziehsohn und Begleiter aus früheren Tagen, schliesslich zwei Poeten: Charles Baudelaire, der vorgibt, schon tot zu sein und mit Ludwig Boettger dämonisch-sarkastische Züge erhält, und Gottfried Keller, den Siggi Schwientek als liebenswürdig-skurrile Figur gibt.“ Der Landbote
„Zusammen mit dem Pianisten und Dirigenten Arno Waschk sitzen achtzehn Opernhaus-Musiker vor der Bühne – ein richtiges Wagner-Orchester braucht ein Vielfaches davon. Aber was dieses Ensemble spielt, ist so respektvoll arrangiert, dass selbst Wagner-Freunde auf ihre Kosten kommen und Wagner-Neulinge gleich die einschlägige Hitparade kennen lernen: „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ wird kurz angestimmt, die Walküren und das Waldvögelein kommen für ein paar Takte vorbei – ein Potpourri, bei dem sich Sängerinnen und Sänger des Opernstudios von ihrer besten Seite zeigen können. Und wer hier die Entstehung der „Lohengrin“-Ouvertüre aus einer pubertären erotischen Fantasie erlebt hat, wird künftig bei diesem Stück unweigerlich an Filzläuse denken. Dass die Musik trotzdem eher am Rande der Produktion bleibt, liegt nicht an den Musikern, sondern an der Präsenz der Schauspieler.“ Tages-Anzeiger
„Neuenfels „nutzt“ die historischen Figuren kontrastreich für seine theatralische Fantasie, und ganz und gar zu einer eigenen Figur macht er Otto Wesendonck, den grosszügigen Gönner von einst. Jean-Pierre Cornu gibt im feinen Anzug den scheinbar steifen Bourgeois, aus dem dann unerwartet und umso dringlicher die Stimme der Humanität hervorbricht – stark, erschütternd sein Monolog bis zum Fazit des für ihn Unfassbaren an Wagner, „ein Genie und zugleich eine erbärmliche Kreatur zu sein“.“ Zürichsee-Zeitung
„„Meine Musik nur mit mir“, ist die Losung dieses Egomanen unter den Komponisten. Das ist Neuenfels gelungen: Nachhaltig deutlich in den oft lustigen Dialogen wurde Wagners Megalomanie und Egozentrik, die Geringschätzung gegenüber fast allen Zeitgenossen, die Robert Hunger-Bühler mit Grandezza ausspielt.“ Basellandschaftliche Zeitung
„„Richard Wagner – Wie ich Welt wurde“ als Koproduktion des Zürcher Opernhauses und des Schauspielhauses Zürich baut der Stadt ein sinnbildliches Denkmal und der wagnerschen Musik ein Monument.“ kulturkritik.ch