Pfauen/Kammer
Premiere am 28. Mai 2014
Grigorij Petschorin ist Offizier der zaristischen Armee Russlands und ein zynischer Draufgänger ohne Bindung oder Verpflichtungen. Mit seiner anteilslosen, sadistischen Art stürzt er so manche Frau – und sich selbst – ins Unglück: „Mein Freund, ich hasse die Frauen, damit ich sie nicht lieben muss. Sonst wäre das Leben ein allzu lächerliches Melodram“, beschreibt er das selbst. Es inszeniert Kateryna Sokolova, die am Schauspielhaus Zürich als Regieassistentin tätig ist.
„Die Episodenvielfalt der Vorlage ist auf Petschorins Verführung der schönen Fürstentochter Mary (Dagna Litzenberger Vinet) zusammengeschrumpft, auf die Dreiecksgeschichte, die sich mit dem unglücklichen Nebenbuhler Gruschnitzki (Milian Zerzawy) ergibt. Sima gibt einen begeisternden Petschorin, bald liebenswert augenrollend und spitzbübisch naiv wie Eichendorffs Taugenichts, bald mit boshaft geweiteten Augen. Auch Zerzawy changiert packend zwischen selbstzufriedenem Offizier und Häufchen Elend nach seiner Abweisung durch Mary. Erst mit Petschorin befreundet, wird er durch ihn im Duell getötet werden. Dagna Litzenberger Vinet überzeugt als vielumworbene, eitle Mary, die indes machtlos ist gegen ihre Gefühle für Petschorin. Gottfried Breitfuss brilliert abseits dieses Dreiecks als Mentor des Helden, der mit ansehen muss, wie alle in den Abgrund gerissen werden. Mag man auch die komplexe Erzählstruktur des Romans (die etwa Tagebuchaufzeichnungen Petschorins umfasst) nur angedeutet sehen, so gewinnt der Abend selbst doch immer weiter an Intensität und lässt die vier Schauspieler sich in einen regelrechten Taumel spielen. Packende achtzig Minuten junges Theater.“ NZZ
„Vier Personen und 90 Minuten reichen Kateryna Sokolova, sonst Regieassistentin am Schauspielhaus, um die Stimmung aus den Romanen von Dostojewski, Tolstoi oder eben Lermontow darzustellen. Ihre Bühnenfassung wirkt wie ein schnell angekurbelter Leierkasten mit sehr feinen Tönen: rasantes Schauspiel, in dem weder die sprachlichen Finessen noch die gesellschaftlichen Lähmungserscheinungen untergehen.“ Tages-Anzeiger
„Ein Held unserer Zeit“ ist Zeit- und Gesellschaftskritik in einem, wobei der ehrgeizige Emporkömmling genauso getroffen wird wie der schüchterne Duckmäuser oder der wankelmütige Adel. Es ist eine Anklage gegen die Verlogenheit in all ihren Facetten und als Theaterabend eine regelrechte Freude.“ P.S.