Pfauen
Premiere am 11. September 2014
Unterstützt von Swiss Re
Elf Jahre ist es her, dass der Brigadekommandant Sergej Prosorow mit seinen Kindern Moskau verliess und für die ganze Familie ein neues Leben begann. Ein Jahr nach dem Tod des Vaters träumen die Schwestern Olga, Mascha und Irina noch immer von Moskau, dem Sehnsuchtsort ihrer Kindheit. Alle drei hoffen sie, ihr Bruder Andrej möge Professor werden, damit die Rückkehr endlich wahr wird. „Drei Schwestern“ ist bereits das vierte Stück von Anton Tschechow, das Barbara Frey inszeniert hat. Zuvor entstanden die vielbeachteten Arbeiten „Der Kirschgarten“ am Deutschen Theater Berlin, „Onkel Wanja“ am Bayerischen Staatsschauspiel München (eingeladen zum Berliner Theatertreffen) und zuletzt „Platonow“ am Schauspielhaus Zürich.
„Die Hausherrin Barbara Frey inszeniert im Schauspielhaus Zürich Anton Tschechows Drama „Drei Schwestern“. Das Stück eröffnet die neue Spielzeit und begeistert das Publikum mit durchdachtem Bühnenbild und perfektem Schauspiel.“ SRF 1
„Barbara Frey hat zur Saisoneröffnung am Zürcher Schauspielhaus im Pfauen Tschechows „Drei Schwestern“ mit einem beeindruckenden Ensemble auf die Bühne gebracht, das Sätze so im Munde kneten kann, dass sie hängen bleiben, als hätten sie Widerhaken. Frey ganz bei Tschechow – und vor der Pause bei seinem Begriff der Komödie. Beinahe klamaukig, sehr oft hellauf komisch sind diese Figuren, wie sie vom „Durst auf Arbeit“ faseln oder von der „Utopie des schönen Lebens“ oder zu Beginn vor dem Fernseher die russische Nationalhymne singen. Ihr „Nach Moskau, nach Moskau“ ist vor allem ein Witz, sie glauben es selbst nicht, lügen sich aber mit Hingabe die Hucke voll.“ Nachtkritik.de
„Diese „Drei Schwestern“ in Zürich: ein Klassiker in zeitgenössischer, doch nie forcierter Version.“ Basler Zeitung
„Barbara Freys Inszenierung nimmt sich zwar ein paar Freiheiten, reduziert das Personal um einige wenige Figuren, bedient sich einer sehr heutigen Sprache (Übersetzung: Werner Buhss), aber sie trifft genau diese schillernde Balance, die einen während zweieinhalb Stunden in Bann zieht.“ sda
„Humorvoll und mit viel Spielwitz beginnt der Abend: Sylvie Rohrer darf sich als Mascha auf den Kopf stellen und neckisch mit den Füssen wippen; Hilke Altefrohne als Natascha im giftgrünen Kleidchen kindisch rumzappeln. Der Wodka fliesst, es wird getanzt. Nach diesem vergnügten Anfang ist aber der Fall der ganzen Familie umso tiefer. Und so trostlos kahl und leer, wie das Bühnenbild am Schluss ist, so trostlos sieht es auch im Leben der Protagonisten aus. Trotz der Tristesse: das Premierenpublikum war begeistert von diesem Saisonstart, begeistert vom grossartigen Schauspielerensemble und von den drei Frauen, die das Stück inszeniert und ausgestattet haben: von Schauspielhausdirektorin Barbara Frey, Bühnenbildnerin Bettina Meyer und Kostümbildnerin Bettina Munzer.“ SRF 1
„Wichtig ist dieses feingewebte Netz, das sich im Text entspinnt oder vielmehr zwischen dem, was die Figuren sagen und dem was sie eben nicht sagen, was aber genau so stark dasteht auf der Bühne und für sowas hat Regisseurin Barbra Frey ganz besonders eine glückliche Hand.“ SRF 2
„Tschechow hasste Bühnen-Sentimentalität. Und er hielt seiner Generation, der Generation Stagnation mit ihren viel schwafelnden Nichtstuern, als „leidenschaftsloser Zeuge“, wie er sagte, den Spiegel vor. Barbara Frey wiederum inszeniert leidenschaftlich leidenschaftslos dieses Zuwenig im Viel-Zuviel. Das darf durchaus auch als aktuelle Gesellschaftsanalyse gelten. Frey holt das Universelle gerade dadurch heraus, indem sie das Stück nicht ans Heute klebt, sondern es im Russland des letzten Jahrhunderts platziert.“ Tages-Anzeiger
„Frey hört genau auf den Text, spürt jeder Doppeldeutigkeit nach – und lässt das Stück bereits unter der Voraussetzung starten, dass alle drei Schwestern sehr genau wissen, dass sie nie mehr nach Moskau kommen, wo sie ihre glückliche Kindheit verbracht haben, sondern dass sie nach dem Tod des Vaters in diesem Provinzkaff werden versauern müssen. Der Text enthüllt damit eine drastische Komik, weil das Verhalten der Menschen so oft ihrem Reden widerspricht. St. Galler Tagblatt
„Höchst raffiniert, mitunter sehr komisch und einfach auch rasend spannend zum Zuschauen.“ SRF 2
„Stark: Zerzawys Soljony bedrängt Irina, wenn sie sich, störrisch oder verängstigt?, ans Klavier klammert – ein gefährlicher junger Mann, dessen Gewaltbereitschaft Zärtlichkeit nicht ausblendet. Die bodenlose Hoffnungslosigkeit von Dagna Litzenberg Vinet, wenn sie danach „Moskau!“ schreit – ihr Traum ist da längst geplatzt. Oests Arzt, der leichenblass und sturzbetrunken, ohne sich um üppig wuchernden Beziehungsknatsch zu scheren, eine niederschmetternde Daseinsbilanz zieht. Die schönsten Bilder jedoch ziehen an uns vorbei, wenn zwischen den Akten Musik die Drehbühne in Schwung versetzt: der wunderbare Siggi Schwientek als greiser Ferapont, zusammengekrümmt eine Zigarette rauchend; das Liebespaar, im Kuss verschmolzen; Soljony, seine Pistole fürs Duell ladend – die stummen Szenen sagen mehr als die lauten. Zuletzt ein Wunder. Nach Zerfleischungen, Geständnissen, Nervenkrisen kehrt im finalen Akt Ruhe ein. Stille, Leere. Koffer stehen herum. Warten. Abreise, Abschied. Es ist aus. Dass Irina Tusenbach nicht heiraten kann, weil er im Duell fällt, spielt keine wirkliche Rolle mehr, und doch dekomponiert sich ihr Gesicht langsam, würgen sie Tränen: Nach der Lüge, vielleicht in die Ehe fliehen zu können, schlägt kalte Ernüchterung zu. Werschinin stösst Mascha fort, als müsste er sich retten. Olga, comme il faut, gibt wie ein Konversations-Automat freundliche Belanglosigkeiten von sich – bis sie zusammenbricht. Dazu genügen Friederike Wagner ein Stuhl, eine Geste.“ NZZ
„Mit einer behutsam reduzierten Fassung von Werner Buhss‘ eleganter Übersetzung und einem Gespür für Zwischentöne und Zwischenmenschliches schafft Barbara Frey ein wohltemperiertes Theaterklima, in dem Tschechows Figuren so recht aufblühen, oder eher: verblühen können. Bettina Meyers wunderbare Drehbühne, die sich im Turnus der Akte und Jahre dreht, stellt dafür einen passenden Rahmen zur Verfügung.“ NZZ am Sonntag
„Gerade im Zusammenspiel mit dem Nichtsehbaren, wohl aber Hörbaren, verdichtet Barbara Frey Tschechows Text zu einer vielstimmigen Partitur der Lebensmüden und Lebensmüdigkeiten. Das ist bemerkenswert – vor allem auch deshalb, weil diese von Schauspielern belebt und nuanciert wird, die nicht solistisch, sondern eingebettet ins Ensemble, brillieren.“ Aargauer Zeitung
„Das Mobiliar der Räume ist lieblos zusammengewürfelt, abgewetzt und in seinen schmutzig-gelblichen Farbtönen hässlich. Die grossen Fenster, die Wohnzimmer und Terrasse trennen, sind verdreckt; das Klavier dämmert, nutzlos geworden, an einer Wand dahin. Welche Spiessigkeit, geht es einem durch den Kopf und man erschrickt: weil sich diese in den Kleidern der Protagonisten wiederholt. Kurze, ungünstig geschnittene Röcke; nachlässige Frisuren; ausgebeulte Hosen und Pullis, die jedoch zu der „Ihr könnt mich mal“-Stimmung passen, welche dank Bettina Munzers Kostümen und Bettina Meyers Bühnengestaltung beklemmend präsent ist. An Russen denken wir gar nicht erst, wenn wir solches auf der Pfauenbühne sehen – ein Russe ist lediglich der Autor Anton Tschechow, dessen Text Barbara Frey so ernst nimmt, dass ihre Lesart der „Drei Schwestern“ fest in der Gegenwart verankert ist. Deshalb erreichen uns auch die von Werner Buhss übersetzten, zugespitzten Tschechow-Sätze wie schallende Ohrfeigen. Sätze, die von Sehnsucht, Melancholie, Skepsis, Utopie sowie blankem Zynismus erzählen und uns sehr bekannt vorkommen: zumal wenn sie derart unverblümt oder schneidend-scharf wie in dieser Inszenierung gesprochen werden.“ Basellandschaftliche Zeitung
„Das Ensemble bringt einem die Figuren mit einer ungemeinen Intensität beinahe schmerzhaft nahe, mal berührend tragisch, mal erheiternd komisch. Dafür und für die stimmige Inszenierung gab‘s am Premierenabend lang anhaltenden Applaus.“ seniorweb.ch
„Barbara Frey inszeniert Tschechows „Drei Schwestern“, mit Auge und Ohr behutsam auf die Zwischentöne achtend. Und mit einer Truppe von ausnahmslos exzellenten Schauspielern. Grosser Applaus.“ sda
„Das grosse Thema des Werks ist die Langeweile, aber mit einem hervorragenden Ensemble, darunter Stefan Kurt, und mit Michael Meyer, Sylvie Rohrer und Johann Adam Oest drei Gästen vom Wiener Burgtheater, gelang es Frey, diese komplett zu vermeiden.“ St. Galler Tagblatt
„Es ist ein sehr passendes Ensemble für diesen Tschechow. Allen voran die drei Schwestern: Wie Friederike Wagner noch leuchten kann, wenn ihre Olga eigentlich schon ausgebrannt ist. Wie Sylvie Rohrer ganz für sich ist, wenn sich ihre Mascha ganz verliert. Wie Dagna Litzenberger Vinet „Nach Moskau!“ sagt, ohne dass ihre Irina rührselig wird. Sehr stimmig auch die anderen Figuren. Natalja und Andrej: Hilke Altefrohne und Markus Meyer spielen das ungleiche Paar, sie ungeheuer patent in Sachen Frausein in der Provinz, er ein subalterner Weichling. Das Geflock der Militärs, das den Salon der drei Schwestern belagert, mit allen Nuancen: Stefan Kurt als Batteriechef, ein Etappen-Multi-Lover; Milian Zerzawy, der getriebene Hauptmann, als Lermontow-Fake, Christian Baumbach, ein Oberstleutnant als ewiger Zivilist. Ganz bei sich: Johann Adam 0est als Militärarzt. Nicht zuletzt: Siggi Schwientek als Diener Ferapont, eine liebenswerte Figur. Grosser Applaus.“ Der Landbote
„Eine beispielhafte Besetzung samt und sonders! Da gibt es den um Jovialität bemühten Lateinlehrer, die verhärmte Gymnasiallehrerin, den phrasendreschenden Oberstleutnant, den impulsiven, wohl unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidenden Leutnant, den zynisch gewordenen Militärarzt, den realitätsfremden Backfisch bis hin zum schwerhörigen Diener, der für parodistische Einlagen sorgt. Alle zeichnen sie ihre Figuren wie mit dem Silberstift. Das heisst: präzis, filigran, aber auch erschreckend schonungslos.“ sda