Schiffbau/Box
Premiere am 12. September 2014
Eingeladen zum 2. Schweizer Theatertreffen 2015
Unterstützt von der Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses und der Ars Rhenia Stiftung
Als ein New Yorker Rechtsanwalt einen neuen Aktenkopisten sucht, erhält ein Schreiber namens Bartleby die Anstellung und zeigt sich bei der auch eintönigen, mechanischen Tätigkeit des Abschreibens zunächst fleissig und gewissenhaft. Jedoch beginnt er sich bald jeder anderen Tätigkeit mit dem immer gleichen Satz „Ich möchte lieber nicht“, zu verweigern. Melvilles absurde Welt voller verspielter Verweise und sprachlicher Vieldeutigkeiten ist in einer musikalischen Bearbeitung der Schweizer Regisseurin Mélanie Huber zu sehen.
„Die junge Regisseurin Mélanie Huber inszeniert Melvilles Meistererzählung am Zürcher Schauspielhaus kongenial und hochgradig musikalisch.“ NZZ
„Mélanie Huber treibt im Theater ein bisschen Schabernack mit den Figuren aus Herman Melvilles grosser Erzählung aus dem Jahr 1853. „Bartleby, der Schreiber“ ist in ihrer Fassung lustig – aber auch sehr traurig. Genau so wie in der Vorlage. Eine Komödie und ein Drama zugleich. Buster Keaton trifft auf Kafka.“ Der Landbote
„Mélanie Huber, die frühere Regieassistentin am Schauspielhaus, die hier schon „Dunkel lockende Welt“ von Händl Klaus und Ingeborg Bachmanns Hörspiel „Die Radiofamilie“ inszeniert hat, nähert sich Bartleby sparsam in den äusseren Mitteln, verschwenderisch mit theatersinnlichen Ideen. Die Bühne ist karg, eine Ziegelwand, die den lichtlosen Innenhof so beiläufig evoziert wie Bartlebys Verkriechnischen (von Nadia Schrader). Sie lässt sich in- und auseinanderfalten und bietet allerlei Kleinraum für die beschauliche Hektik in der Anwaltskanzlei, in der sich Puter (Ingo Ospelt), Krabbe (Ludwig Boettger) und Keks (Steffen Link) wunderbar verschroben ergehen.“ NZZ
„Es ist eine facettenreiche Parforce-Leistung, inszeniert als Solo mit Chor und Orchester, im Zwiegespräch mit Instrumenten und Stimmen, grotesk, eruptiv, erzählerisch und am Ende so berührend, wie eine solche Geschichte nur sein kann.“ infosperber.ch
„Dass Bartleby in Hubers ausgefeilter Inszenierung physisch nicht auftritt, ist eine wunderbare Steilvorlage für die einfühlsam und witzig agierenden Schauspieler Fritz Fenne (Anwalt), Ingo Ospelt (Puter), Ludwig Boettger (Krabbe) und Steffen Link (Keks). Ihre Aufgabe ist es, für das Publikum die Eigenart des geheimnisvollen traurig-komischen Kopisten fassbar zu machen: Will sagen, sie erzählen von seinem Verhalten und imitieren es gleichzeitig in allen Facetten höchst überzeugend. Und oben drauf mimen sie auch noch ihre eigenen Reaktionen auf den Sonderling. Kongenial auch die herrliche Musik von Pascal Destraz und Fortunat Häfliger, die einen passenden Stimmungsteppich zwischen Jahrmarktklängen und Melancholie für das Bartleby-Panorama auslegen. Das ist schon grosses Theater, präsentiert im sinnigen Bühnenraum von Nadia Schrader: Da steht eine riesige Ziegelwand, die lässt sich öffnen und der Blick geht auf die Kopistenbüros, auf Schiefertafeln und einen Paravent, hinter dem ja Bartleby sein könnte. Vielleicht. Das Publikum klatschte begeistert.“ sda
„Es ist fabelhaft, wie gesangssicher sich alle Mitwirkenden zeigen und mit welcher Virtuosität namentlich Fritz Fenne als Anwalts-Erzähler den Text meistert und ihm in allen Valeurs leuchtende Farben verleiht. Fennes Stimme ist für sich ein kleines Zirkusorchester, akrobatisch und agil, und schön zeigt er die philanthropische Selbstgefälligkeit der Figur. Insgesamt macht es den Eindruck, als würden sich Regie und Ensemble mit Melvilles Text grossartig amüsieren, und diese Lust überträgt sich auf das Publikum. Die Schauspieler lassen sich Melvilles Wortwitz auf der Zunge zergehen, nehmen eine Anspielung zum Anlass für eine makabre Grand-Guignol-Nummer, Bartlebys Tod machen sie zu einem veritablen kleinen Oratorium. Das ist klug gedacht, und theatersinnlich gemacht.“ NZZ
„Herman Melvilles subversive Geschichte einer Verweigerung ist eines seiner Meisterwerke und einzigartig in ihrer absurden Komik. Der Autor und Dramaturg Stephan Teuwissen hat aus der Erzählung eine exzellente Bühnenfassung gemacht, die zum Auftakt der Theatersaison in der Schiffbau-Box des Zürcher Schauspielhauses Premiere feierte. Um es gleich vorwegzunehmen: Die junge Regisseurin Mélanie Huber zeigt eine eindrückliche, in jeder Beziehung gelungene Inszenierung des Stücks, die am Premierenabend lange beklatscht wurde.“ seniorweb.ch