Schiffbau/Box
Premiere am 16. November 2014
Elena ist aus ihrer Heimat, der Ukraine, der Armut entflohen, sie will in der Schweiz ihr Glück versuchen. Zusammen mit der älteren Anna arbeitet sie als Prostituierte. Annas ehemaliger Geliebter und Freier, ein Schweizer Banker, verabredet sich mit beiden zu einem ausgefallenen Sexspiel. Als den beiden bewusst wird, dass es sich um mehr als eine ausgelebte Sexphantasie handelt, ist es bereits zu spät ... Der ungarische Film- und Theaterregisseur Kornél Mundruczó, der mit seinem letzten Film beim Filmfestival in Cannes reüssierte, inszeniert zum ersten Mal in Zürich.
„Mundruczó, dessen Film „White God“ in Cannes in diesem Jahr mit dem Preis „Un certain regard“ ausgezeichnet wurde, bringt einen Theater-Film-Mix auf die Bühne. Ausstatter Márton Ágh baut dafür eine Ansammlung von Containern in die Schiffbau-Box, ein Spiegelkabinett rechts, das Schlafzimmer der Prostituierten in der Mitte, eine Wohnung mit Esszimmer unten und Wohnzimmer oben, das auch zum „Regenwaldzimmer“ im Bordell mutiert.“ St. Galler Tagblatt
„Keiner schlafe, keiner schliesse die Augen vor diesen ungeheuerlichen Vorgängen! Keiner schliesse die Augen vor den entwürdigenden Lebensumständen, den fatalen Vernetzungen und Abhängigkeiten, die im Rotlichtmilieu herrschen. Vor dem Umgang der „zivilisierten“ Gesellschaft mit den Sexworkerinnen, die wie Vieh zum Verzehr aus Ungarn, den ehemaligen Ostblockländern und anderswo herangekarrt werden. Um diese heissen Themen – um es doppeldeutig zu formulieren – dreht sich das Stück „Hotel Lucky Hole“, das am Sonntag in der Schiffbau-Box seine Uraufführung erlebte.“ Aargauer Zeitung
„Man sieht insgesamt viel Gewalt, viel Sex auf der Bühne. Es ist nicht nur eine harte Geschichte sondern auch eine radikale drastische Ästhetik. Dabei geht es Mundruczó nie ums Schockieren oder Provozieren sondern mehr darum, sichtbar zu machen, eine Realität zu zeigen. Aber dies nicht im dokumentarischen Sinn sondern immer ganz klar im Kunstraum, im Theater.“ SRF 1
„Es ist kein Betroffenheitstheater – man muss nicht immerzu traurig schauen und feststellen, wie schlecht die Welt ist – sondern es hat immer auch den Ton der Farce, der Groteske.“ Deutschlandradio Kultur
„Natürlich ist „Hotel Lucky Hole“ gesellschaftskritisch, weil der Abend Haltungen in der Gesellschaft zeigt, mit denen man nicht einverstanden sein kann, die offenkundig einen Krankheitszustand, eine Psychopathologie von Gesellschaft darstellen. Aber die eigentliche Story ist, wie sich das Ganze in eine Geschichte fügt, die letztlich von grossen Gefühlen handelt.“ Deutschlandradio Kultur
„Im Kern stehen Anna und ihr Bett, und Lang ist fantastisch in ihrer Doppelrolle als Täterin und Opfer, als Rädchen im System, in dem alle mitrotieren.“ Tages-Anzeiger
„Die Schlussszene ist kürzer, noch kürzer als ein Quickie. Und noch trauriger. Da versteinert, was sich für einen Wimpernschlag wie die wahre Liebe angefühlt hatte, vollends zum Postkartenbild eines Postkartengefühls: Abends, wenn Elena (Lisa-Katrina Mayer) die Augen schliesst, „erscheint ihr Anna, wie sie mit einem Rucksack auf dem Rücken vor den Niagarafällen steht. Bis zu den Knien im Wasser. Anna blickt Elena in die Augen.“ Tremolo erwünscht. So sieht der letzte Suizid in der Selbstmord-Trilogie des gefeierten ungarischen Filme- und Theatermachers Kornél Mundruczó aus, die jetzt mit der Uraufführung von „Hotel Lucky Hole“ in der Schiffbau-Box abgeschlossen wurde. Er ist nichts als eine melodramatisch aufgerüschte, abends rituell abgerufene Imagination einer ukrainischen Hure, die ihren Zürcher Sugardaddy geheiratet und die Liebe zu ihrer ehemaligen ungarischen Zuhälterin, eben Anna, verraten hat.“ Tages-Anzeiger