Pfauen/Kammer
Premiere am 19. Februar 2015
Was heisst es, alt zu werden in einer Gesellschaft, die immer mehr nach Verjüngung strebt? In der Leistung und Erfolg zu den wichtigsten Persönlichkeitsmerkmalen zählen? Was bedeutet es, in einer solchen Gesellschaft jung zu sein? Fängt der Stress mit dem Schulalter an und hört erst mit dem Eintritt ins Pflegeheim auf? Darf man eigentlich noch öffentlich altern? Und was halten junge Menschen von all den „jungen Alten“, die sich neuerdings an Orten tummeln, die einstmals ihrer Generation vorbehalten waren? Fragen wie diesen ist das Team um Klaus Brömmelmeier und Sibylle Burkart in ihrer Stückentwicklung nachgegangen. DarstellerInnen sind zwei junge und zwei ältere „Laien“, die teils in einem Casting ausgewählt wurden. Etwa 50 Jahre liegen zwischen ihnen, sie sind unter völlig unterschiedlichen Umständen aufgewachsen. Ihre Lebenserfahrung und ihr persönlicher Blick auf das Älterwerden haben die Stückentwicklung stark beeinflusst, wobei weniger ihre privaten Lebensgeschichten im Zentrum standen, sondern vielmehr die Konflikte und die Gemeinsamkeiten zwischen zwei Generationen, die auf gar nicht so unterschiedliche Art und Weise gefordert sind, wenn sie auch zukünftig noch „gebraucht“ werden wollen. Da wurde Bingo gezockt und mit Rollatoren Ballett getanzt, „Harold und Maude“ gespielt und sich zum Sterben unter den Teppich gekehrt.
Die Autorin Eva Rottmann hat das Improvisationsmaterial verdichtet und mit Fremdtext angereichert. Der Musiker Thomas Rabenschlag hat mit dem generationenübergreifenden Kulturgut des Volkslieds eine musikalische Brücke geschlagen. Und die Bühnen- und Kostümbildnerin Susan Wäckerlin hat eine Ausstattung geschaffen, die so zeitlos ist wie die Grundfrage des Abends. „Brauchst du mich noch?“ ist ein generationengemischtes Rechercheprojekt, das den Versuch unternimmt, der in allen Altersgruppen verwurzelten Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Existenzberechtigung mit einem heiteren Sinn und einem Lied zu begegnen. Und ja, Sie dürfen gerne mitsingen.
„„Brauchst du mich noch?“ ist das neue Projekt des Theaterpaars Klaus Brömmelmeier und Sibylle Burkart. Dass die beiden mit jungen und betagten Nichtprofis umgehen können; dass sie wissen, was auf der Bühne funktioniert und was nicht, das haben sie mit „Das Leben ist eigentl. schön“ und „D'Zäller Wiehnacht“ gezeigt. In der Pfauen-Kammer dauert es nicht lange, bis sich die Gewissheit breitmacht, dass auch diesmal alles gut wird. Sehr sogar. Denn statt die Schattenseite zu zelebrieren, laden vier charismatische und bühnenerprobte Darsteller zu einem warmherzigen Fest der generationsübergreifenden Nächstenliebe. Auch wenn der Grund zum Feiern auf der Bühne vorerst ein anderer ist: Man präsentiere, so die beiden Jungen (Selina Girschweiler und Yann Bartal), die 60. Aufführung der eigenen Maturaarbeit „Brauchst du mich noch / Der alternde Mensch zwischen Neuanfang und Abstellgleis / Eine Studie zur Vergänglichkeit alles Seienden im Spiegel des Volksliedes“. Es ist nicht der letzte Moment des Abends, um herzlich zu lachen.“ Tages-Anzeiger
„In der Kammer des Zürcher Schauspielhauses wird das Älterwerden geprobt. Ein berührender Abend.“ Der Landbote
„Das Stück spielt nach Noten mit den Bildern vom Werden und Vergehen; Thomas Rabenschlag führt am Klavier durch den Jahreskreis. Es ist, als ob in dieser Stunde, die die Vorstellung dauert, das Leben zu uns spräche – und ist doch immer ganz Theater: ein ganz persönliches. Es spricht uns an.“ Zürichsee-Zeitung
„Das Stück ist eine Umarmung für jedes Alter im Publikum, nicht aber ohne neben all dem Schabernack und der zelebrierten Lebensfreude auch kritisch selbstreflexiv und darin mitunter sogar schonungslos hart gegen sich selber zu sein. Die Balance darin ist als einzig geglückt zu bezeichnen, denn dieser Abend wirkt trotz der sichtlichen Bestrebung, eine grosse Harmonie herzustellen, nie gekünstelt Konflikten aus dem Weg gehend.“ P.S.
„Anrührend ist das, ohne forciert zu wirken. Die Autorin Eva Rottmann hat improvisierte Szenen und die Erfahrungen zweier Generationen zu einem stimmigen Stück verdichtet, Brömmelmeier/Burkart haben mit Humor und Können choreografiert.“ Tages-Anzeiger