Schiffbau/Box
Premiere am 13. Januar 2016
Unterstützt von der Stiftung Corymbo
Der Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann unternimmt gemeinsam mit vier Pianisten, vier Schauspielern und einem Chor eine musiktheatralische Reise durch die Geschichten und Bilder, die ein musikalisches Werk in sich trägt. Was wie ein Konzert für vier Klaviere beginnt, verwandelt sich mehr und mehr in eine flüchtige, traumähnliche Welt, in der Bilder und Geschichten auftauchen, sich überlagern und wieder verschwinden. Die klanglichen und visuellen Welten, die entstehen, wenn die Gedanken der Zuhörer beim Hören der Musik abzuschweifen beginnen, werden zu einem Erlebnis der besonderen Art, das dort sein Ende findet, wo es auch begonnen hat: in einem Konzertsaal … Es entsteht ein vieldeutiger, poetischer und humorvoller Kosmos, in dem die Bilder, die sich in Häusermanns Neukompositionen für vier Klaviere verbergen, zum Leben erweckt werden. Das junge Zürcher Klavier-Ensemble Kukuruz Quartett wurde 2014 im Rahmen einer Musiktheater-Produktion von Ruedi Häusermann gegründet, um insbesondere Musik für vier „wohl-präparierte Einhandklaviere“ zu spielen. Es handelt sich also um eine aussergewöhnliche Formation, für die es kein herkömmliches Repertoire gibt. Die Musikerin und die Musiker entwickeln über längere Zeit gemeinsame Präparationen und Konstruktionen. Das Tüfteln und Basteln, das minutiöse Planen von Details nimmt einen sehr grossen Raum ein. Neben dem wohlpräparierten Tastenspiel pflegt das experimentelle Ensemble auch noch weit exotischere Disziplinen wie das Spiel auf elektrischen Zahnbürsten oder das Rückwärts-Singen von Kinderliedern und ist gerade dabei, ein Strickquartett, bestehend aus vier Paar verstärkten Stricknadeln, zu entwickeln. Das Kukuruz Quartett ist gleichermassen auf Theaterbühnen und in Konzertsälen zu Hause. In diesem Jahr hat es bis jetzt beispielsweise eine interaktive Raum-Installation im Zürcher Radiostudio realisiert, hat in Amsterdam drei Konzerte mit Musik von Johann Sebastian Bach, Ruedi Häusermann und Julius Eastman gespielt und wurde in den Roten Salon der Berliner Volksbühne eingeladen.
„Mit „piano forte“ ist Ruedi Häusermann und seinem Team ein hinreissender Abend gelungen und man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.“ SRF 2
„Eine Liebeserklärung an die Welt, die Kunst und an das Klavier: In seinem Musiktheater-Abend „piano forte“ phantasiert Ruedi Häusermann „Über das Abschweifen der Gedanken beim Hören der Musik“.“ NZZ
„Alles kreist um seine Musik – und manchmal kreissägelt es auch. Ruedi Häusermann zeigt in der Box des Schiffbaus „piano forte“, es ist ein zauberhafter Abend.“ Der Landbote
„Auf wundersamen Klangbildern und Bildklängen surfen, segeln, schweifen wir durch tiefsinnige und witzige Welten, bis wir uns zum Schlussapplaus wieder im Konzertsaal finden, wo alles begann. Ja doch: „piano forte“ nennt sich der Abend – absolut zutreffend: ein Abend der leisen, feinen Töne, aber ein ganz starker!“ sda
„Heiter ist, naturgemäss, der Höhepunkt dieses Abends, an dem vor uns ein Museumsraum aufgebaut wird – mit leeren Bilderrahmen. „Wie Sie wissen, wenden wir uns in unserem aktuellen Zyklus der Pause zu“, erklärt Johannes Sima, der für uns den kunstpädagogischen Erklärbär mimt. Und wir? Wir sind schon längst von einer entspannten Heiterkeit umfangen an diesem Abend, an dem uns Ruedi Häusermann seine jüngste musiktheatralische Erfindung „piano forte“ zeigt. Sie ist aus einer Vielzahl von Einzelideen und Miniaturszenen komponiert.“ Tages-Anzeiger
„„piano forte“ spielt in einer eigenen, lose versponnenen Klangwunderwelt, Musik kommt auf und verweht, man kennt das Prinzip von früheren Häusermann-Abenden, und doch wirkt hier nichts abgedroschen. Im Gegenteil: Es funktioniert prächtig. Das Publikum folgt bereitwillig jeder Abschweifung, lässt sich auf jede noch so winzige Szene ein, Rahel Hubacher kurbelt sehr charmant eigenhändig den Verkehr am Schaufenster ihrer Klavierboutique vorbei (Bühne: Giuseppe Reichmuth, Regula Zuber, Ruedi Häusermann), und wenn Klavierlehrer Fritz Fenne seinen „Schnellkurs für Anfänger“ gibt, dann ist das nur scheinbar ein Klacks für die Eleven, denn spätestens beim Taktmass „Viertel gleich 152“ artet das Sich-Hinsetzen, Klavierdeckel aufklappen, Finger lockern, Ausatmen in eine extrem sportliche Choreografie aus.“ Theater heute
„Diese Kritik ist keine Empfehlung und schon gar keine Warnung. Sie erzählt vom grossartigen Nichts, im Wissen, dass daraus rein gar nichts werden kann. Diese Kritik verteilt somit auch keine Bewertungssterne. Es könnten die maximal fünf, ja 83 sein, egal, Sie wüssten dennoch nicht, wie Ihnen bei „piano forte“, dem neuen Abend des Ruedi Häusermann, in der Box des Zürcher Schiffbaus geschieht. Der Lenzburger liebt die Mikro-Momente des Lebens, spielt sie aus gegen die leinwandgrossen Ereignisse – und lässt sie dann beim imaginären Vorhangfall alle beide mitsamt dem Saallicht im dunklen Theaterschlund verschwinden.“ Aargauer Zeitung
„Es ist ein leiser Anschlag im Kunstbetrieb. Vier Schauspieler, vier Pianisten, ein Chor: Wir begleiten sie in den Fünfviertelstunden ohne Pause, die der Abend dauert, auf ihren Wegen durch die Bühnenlandschaft. Und wir sehen und hören in dieser Zeit, was wir vielleicht noch nie so gesehen und so gehört haben: Wie ein Klavier rumpeln kann. Wie ein Lift summt. Wie viel Komposition in einem nassen Tennisball ist. Wie begehbar Musik ist.“ Zürcher Oberländer
„Mit einem Strich kommt alles zum Leben. Hier im Laden probiert auch das Kukuruz-Quartett – Philip Bartels, Duri Collenberg, Simone Keller, Lukas Rickli; die Verkäuferin bringt ihnen immer neue Vorschläge für Präparationen: ein Seidentuch für den feinen Klang, ein Fensterdichtungsband für den fettigen Basston, Alufolie et cetera. Das ganze Material verwandelt sich in Klang. Und manchmal machen die Instrumente auch Krach, wenn so ein Möbel von Klavier in sich zusammenfällt, dann tönt es wie ein Unfall. „Bitte weitergehen, hier ist nichts zu sehen“, sagt Fritz Fenne. Und seine Schauspielerkollegen Christian Baumbach, Rahel Hubacher, Johannes Sima stimmen mit ein – sie sind für sich ein Quartett.“ Zürichsee-Zeitung
„Das Zürcher Kukuruz-Quartett (Philip Bartels, Duri Collenberg, Simone Keller, Lukas Rickli) spielt das sehr konzentriert. Dazu kommt ein 14-köpfiger Chor, der die Musik mit schwebenden Gesangslinien ergänzt, aber auch das Bühnengeschehen akustisch untermalt, etwa Tonleitern summend die Fahrten eines Lifts illustriert, der am linken Bühnenrand zu einer Toilette unter dem Theaterdach führt. Instrumentalisten und Sänger sind auch Darsteller, wie überhaupt die Musik spontan aus szenischen Situationen zu entstehen scheint: Im Laden probieren vier Kunden gleichzeitig Klaviere aus, später erhalten vier Schüler gleichzeitig Einzelunterricht. Vier ausgezeichnete Schauspieler ergänzen das Ensemble.“ Die Südostschweiz
„Flugs werden von den Spielern weitere Kulissen aus Sperrholz – Bühnenbildnerin Regula Zuber hat sie entworfen, Giuseppe Reichmuth mit seinem fantastischen Pinsel und fünfzig Grautönen zu magritteschen Traumszenerien verwandelt – herbeigeschafft und aufgefächert wie ein altes dreidimensionales Aufklappbilderbuch.“ sda
„Mit Spiel entfaltet sich etwas, was sonst nicht greifbar ist: die Räume der Musik. Das kann ganz konkret ein Klavierladen sein – die Bühnenbildner Giuseppe Reichmuth und Regula Zuber haben ihn wie in einem Bilderbuch eingerichtet: mit Telefon und Registrierkasse, mit Blick auf die Strasse, wo manchmal ein Velofahrer vorbeifährt, alles eine Zeichnung. Auch die Katze ist nur an die Wand hingepinselt, aber alle wollen sie streicheln.“ Zürcher Unterländer
„Giuseppe Reichmuth, Regula Zuber und Häusermann selbst haben das variable, mit feinem Witz und spielerischer Leichtigkeit gestaltete Bühnenbild entworfen. Barbara Maier hat ebenso verspielte Kostüme geschaffen.“ Die Südostschweiz
„Ruedi Häusermann denkt am Schauspielhaus Zürich über das Abschweifen der Gedanken beim Hören der Musik nach. Ein abenteuerlicher Gang durchs Nichts.“ Aargauer Zeitung
„Wunderbar verspielt und doch präzis ist alles, Jacques Tati hätte eine grosse Freude gehabt. Es hätte ewig weitergehen können. Doch dann senkt sich die Tonhalle wieder auf die Bühne. Die Musiker, die Schauspieler, der Chor schlüpfen in das Gehäuse. Aus dem Inneren kommt Musik. In der Kulisse geht ein Licht nach dem anderen aus, als ob die Welt jetzt einschliefe. Letzte Töne. Dann Stille. Dunkel. Ein Abend voller Wunder.“ Der Landbote
„Das ist der eine starke Eindruck an diesem Abend: seine strenge Form. Wie klar und bündig er komponiert ist. Die Abschweifungen, die der Kleist persiflierende Titel ankündigt, sind kontrolliert und zielführend. Das andere ist: Mit wie viel Spielwitz Häusermann sich hier einen Kosmos erfindet, mit welchem Kinderwunderglauben. Da ist alles möglich. Und so betrachtet ist der Abend am Ende – bei allem augenzwinkernden Tempelbau – auch eine Hommage an das Theater selbst: die Welterschaffungskunst.“ NZZ