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Andorra

von Max Frisch

Schiffbau/Box
Premiere am 4. Mai 2016
Unterstützt von der Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses

„Du sollst dir kein Bildnis machen vom Menschen“, schreibt Max Frisch, denn wir machen uns schuldig, wenn wir die anderen an unserem Bild(nis) messen: Andri wächst in dem Glauben auf, er sei ein jüdisches Findelkind und der Lehrer, sein Pflegevater, habe ihn gerettet vor den „Schwarzen“, einem mächtigen Nachbarvolk Andorras, das Juden verfolgt und tötet. Aber auch in Andorra, einem fiktiven Kleinstaat, ist es mit Rassismus und Vorurteilen gegen Juden nicht weit. Andri wird täglich damit konfrontiert. Er liebt Barblin, die Lehrerstochter und sie liebt ihn. Sie wollen heiraten. Aber da erfährt er, dass er gar nicht der ist, für den ihn der Lehrer ausgegeben hat, vielmehr dessen eigener Sohn. Doch das Bild, dass sich die Andorraner von ihm gemacht haben, ist stärker als Andris wirkliche Identität und wird von ihm so verinnerlicht, dass er es nicht mehr loswird. „Andorra“ – heute einer der wichtigsten Theatertexte der Nachkriegszeit – wurde 1961 am Schauspielhaus in der Regie von Kurt Hirschfeld und in enger Zusammenarbeit mit dem Autor uraufgeführt. Bastian Kraft, 1980 geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen und war danach Regieassistent am Burgtheater Wien, wo er mit ersten Inszenierungen auf sich aufmerksam machte. Sein künstlerischer Durchbruch gelang ihm mit Kafkas „Amerika“ am Thalia Theater Hamburg. Danach entstanden Regiearbeiten u.a. am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Wien, am Münchner Volkstheater und am Schauspiel Frankfurt. Am Schauspielhaus Zürich waren von ihm u.a. 2012 „Der Steppenwolf“ nach dem Roman von Hermann Hesse und 2015 „Die Zofen“ von Jean Genet zu sehen. 

„Andorra ist hier ein Gerüst. Ein Konstrukt, gebaut für die Dekonstruktion, welche der Regisseur Max Frischs Schulbuchklassiker verpasst. Bastian Kraft – er hat es in Zürich schon mit „Der Steppenwolf“ und „Die Zofen“ bewiesen – mag strenge Formen; sie sind bei ihm indessen nie Selbstzweck. Aus Frischs Märchen macht er sozusagen ein strukturiertes Produkt: Er zerschnipselt die Dramaturgie der Abläufe und montiert sie neu zu seiner kompakten Inszenierung, die das herkömmliche Schauspielertheater einer Multimedia-Installation einverleibt (Bühne Peter Baur). Klingt kompliziert? Ist es aber nicht.“ NZZ

„Bastian Kraft wurde 1980, also 19 Jahre nach der triumphalen Uraufführung von „Andorra“ am Schauspielhaus Zürich, in Göppingen geboren, ihn interessiert an Max Frischs Parabel nicht die historische Spurensuche in der Zeit der braunen Jahre; nicht die Schweiz-Kritik; auch nicht das Aktualisierungspotenzial, Stichwort Flüchtlinge. Nein, Kraft nimmt Frisch beim Wort, das „Modell“ lautete – ein Modell in zwölf Bildern. Er modelliert, mithilfe von Peter Baurs Bühnenbild, Jonas Links Videokunst, einem grossartigen Claudius Körber und ein paar harten Strichen am Schluss einen anschaulichen Abend über Ich, Über-Ich und Ich-Verlust; über Identität, Projektion und Fragmentierung.“ Tages-Anzeiger

„Alles ist Projektion und Regisseur Bastian Kraft geht noch einen Schritt weiter. Er lässt alle Andorraner von Andri-Darsteller Claudius Körber verkörpern, verkleidet und geschminkt im muffigen50er-Jahre-Outfit auf die Leinwand projiziert: als Pfarrer, Wirt, Soldat, Dorftrottel, Mutter, Vater. Und wie er sie blossstellt! Als blasiert, brutal, schnoddrig, selbstgefällig - nur schon diese schauspielerische Glanzleistung ist das Eintrittsgeld wert. Die braven Andorraner werden fast satirisch vorgeführt. „Findest Du, dass sie recht haben?“, fragt Andri wiederholt Barblin. Das Publikum weiss es natürlich. Aber die antisemitischen Klischees werden hier nicht ausgewalzt, die Aufführung versandet nicht in Pathos. Dieses „Andorra“ hält sich eng an den Text, kürzt die Selbstgefälligkeit der Andorraner und hält uns das zeitlose Verhängnis der verdammten Projektion entgegen.“ St. Galler Tagblatt

„Bastian Kraft zeigt eine beklemmend moderne Inszenierung, ein fragiles, aber virtuoses Zusammenspiel von Videoprojektion und Bühnenspiel. Erzählt wird das Schicksal Andri in einer gewaltigen Bildsprache, die angesichts heutiger Intoleranz die Zeitlosigkeit des Stücks erneut bestätigt. Dafür gab‘s am Premierenabend grossen, langanhaltenden Applaus.“ seniorweb.ch

„In dieser Inszenierung stecken die Andorraner also gleichsam in Andris Kopf. Und Bastian Krafts Grundeinfall leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass Andri die ihm von der Gesellschaft zugeschriebenen Eigenschaften verinnerlicht hat. So gerät das Ganze zum brillant gemachten Psychogramm eines Aussenseiters, wobei der Gerüstbau, dessen Glasflächen laufend weiss angestrichen werden, wesentlich auch als Projektionsfläche dient für die Videos von Jonas Link.“ Südkurier

„Es ist eine interessante Verschiebung, die Bastian Kraft hier vornimmt: Indem alle Dörfler vom Darsteller des Andri gespielt werden, wird die ganze Vorurteilsmaschinerie in Andris Kopf hineinverlegt. Es sind seine Kopfstimmen, die ihn auf seine Herkunft, seinen Glauben, sein Aussenseitertum nicht nur festzunageln versuchen, sondern ihn regelrecht in seinem Andersein gefangen nehmen, dem – und das ist der Clou von Frischs Konstruktion – jede Wahrheit abgeht. Selbst als Susanne-Marie Wrage in der Rolle der Senora ihrem Sohn klarmacht, dass er mitnichten ein Jude sei und die antisemitische Todesspirale von seinem Vater in Gang gesetzt worden sei, um von seinem eigenen Fehlverhalten abzulenken, bleibt er bei seinem fatalen Selbstbild, das ihm jede Freiheit nimmt.“ Basler Zeitung

„Andri wird Stück für Stück seiner Identität beraubt. Auch das Auftauchen von Andris Mutter, der Senora, vermag die kollektive Manipulation nicht zu durchbrechen: sie wird erschlagen. Andri wird als Jude identifiziert und getötet. Alle sind bestürzt, weisen jede Schuld von sich. Claudius Körber spielt diesen Identitätsverlust sehr berührend, differenziert und überzeugend. Anfänglich wehrt er sich gegen seine Abstemplung als Jude, kämpft gegen die Vorurteile an, dann kommen erste Zweifel auf, schliesslich fügt er sich in sein Schicksal, ein von den Andorranern geduldeter, aber geschmähter Jude zu sein. Selbst nachdem er seine wahre Herkunft erfahren hat, hält er als Gefangener im Guckkasten an der ihm zugewiesenen jüdischen Identität fest. Grossartig, wie Körber die videoprojizierten Rollen der anderen Andorraner darstellt, wie er den Vater und Lehrer spielt, der es aus Feigheit und Angst nicht schafft, seinem Sohn Andri reinen Wein einzuschenken und die Hilfe des Pfarrers sucht, der sich als seelsorgerischer Blindgänger erweist und vor dessen bigottem Gerede Andri davonläuft, oder wie er den grossmauligen Macho-Soldaten gibt, der Barblin vergewaltigt und Andri bei der menschenverachtenden „Judenschau“ den „Schwarzen“ ausliefert. Und wie er am Schluss die durchmaskierten Andorraner als sich selber entlarvt, indem er die Larven von den Gesichtern reisst. Lob verdienen auch die engagierten und rollengerechten Auftritte von Susanne-Marie Wrage als Senora und Henrike Johanna Jörissen als Barblin.“ seniorweb.ch

„Ein Hasenfuss auch der Lehrer; für Aufklärung muss schliesslich die Seniora sorgen, der Susanne-Marie Wrage elegante Empathie verleiht: Andris Mutter, eine „Schwarze“ von drüben, die ihren Mut mit dem Tod bezahlt.“ NZZ

„Selten war ein Bühnenbild so sinnfällig: Das Klettergerüst, das Bild gewordene Kopftheater, wandelt sich im Nu zur Fernsehwand der Talking Heads. Wie wenn sie aus den Fenstern eines Wohnblocks sprechen würden, werden der Vater, der Soldat und all die anderen auf die immer zahlreicher werdenden weissen Flächen des Gerüsts projiziert. Und in jeder Person, die sich da über Andri oder Barblin äussert, die den beiden und vor allem natürlich Andri ihre Sicht von aussen, ihre bodenlosen Vorurteile aufbürdet: Dem jungen Mann sein Juden- und Aussenseitertum einimpft, die junge Frau mit anzüglichen Sprüchen verängstigt, steckt ein Stück von Andri selbst. Wobei der Maskenbildner Andreas Polich den Schauspieler Claudius Körber so kunstvoll verändert und ihn regelrecht vervielfältigt, dass man seinen Augen nicht traut.“ Basler Zeitung

„Während der reale Körber bald wie in einem Käfig sinnierend dasitzt, im Gestänge herumturnt oder mit Schauspielerinnen und seinen Ich-Abspaltungen dialogisiert, führt er in den Videos wunderbar typengerecht, in wechselnden Kostümen (Inga Timm) und von der Maskenbildnerei verwandelt, einzeln oder gar als ganze Gruppe, das Sozialpanorama der Andorraner vor: von dem unter seiner Lebenslüge laborierenden Säufervater bis zur ironisch distanzierten Nebenfigur des „Jemand“, vom grobschlächtig-sadistischen Soldaten bis zum übel antisemitischen und patriotischen Doktor. Und wenn gegen Ende, bevor Andri getötet und Barblin wahnsinnig wird, diese Figuren sich ihre Vermummungen vom Gesicht ziehen und sich abschminken, werden sie als Kopfgeburten von Andri durchschaubar.“ Südkurier

„Intoleranz aktuell inszeniert: Regisseur Bastian Kraft zeigt am Schauspielhaus Zürich eine bildgewaltige Aufführung von Max Frischs „Andorra“.“ seniorweb.ch

„Bastian Kraft zeigt in der Schiffbau-Box den Frisch-Klassiker „Andorra“ als Trip durch die Teenagerseele“ Tages-Anzeiger

„Der Regisseur und sein Team schälen den Kern von Frischs nach 55 Jahren noch immer aktueller Parabel schlau und spannend heraus: Du sollst dir kein Bildnis machen!“ Südkurier

„Für Frischs schwerverdauliche „Judenschau“ findet Bastian Kraft eine clevere Lösung, kurz und schmerzhaft (nur schon wegen der gleissenden Scheinwerfer). Mit dem Rücken zur Videowall steht Andri auf verlorenem Posten. Der vervielfältigte Claudius Körber hingegen verbucht einen schauspielerischen Mehrfachsieg.“ NZZ

Besetzung und Team

Andri / Die Bürger von Andorra
Claudius
Körber
Barblin
Henrike Johanna
Jörissen
Die Senora
Susanne-Marie
Wrage
Bühne
Kostüme
Inga Timm
Musik
Lars Wittershagen
Video
Dramaturgie
Gwendolyne Melchinger
Licht
Markus Keusch
Regieassistenz
Clara Isabelle Dobbertin
Bühnenbildassistenz
Selina Puorger
Kostümassistenz
Tiziana Ramsauer
Souffleur
János Stefan Buchwardt
Inspizienz
Dagmar Renfer
Theaterpädagogik
Maja Bagat, Daniela Hallauer
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