Pfauen/Kammer
Premiere am 27. Februar 2016
Unterstützt von Bindella/Santa Lucia Teatro
Die beiden Theaterfiguren Lum und Purl Schweitzke fragen nach dem Grund ihres Daseins. Ein gemeinsames Kind – beschliessen sie – könnte ihnen eine Aufgabe und einen Sinn geben. Aber schon bald müssen sie feststellen, dass das Theaterstück kein Kind für sie vorsieht, dass vielmehr der Leiter des Fortgangs, LDF, übernimmt und Vertretern aus Historie und Medien die Möglichkeit gibt, Botschaften über seine Apparatur ins All zu senden. Der Forscher Rafinesque, der alleinerziehende Klaus Alberts, seine Tochter Hilda, der auferstandene Kleist – sie alle treten auf und erzählen die Geschichte ihres Schmerzes und ihres Scheiterns, um dann aufgefordert zu werden, ein einziges finales Wort ins All zu schicken.
Wolfram Lotz zerlegt die klassische dramatische Struktur und baut sie neu zusammen. Die Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wunsch, die Realität des Todes zu überwinden, werden zum Spiel mit den Strukturen des Theaters und seinen Mitteln.
„Lotz hat das Leid in irre lustige Szenen gepackt, in schwarzhumorige Short Cuts; und das siebenköpfige Ensemble wird dieser Tonlage meist total gerecht. Das Leben ist ein Jekami-Gebastel, ein Jemumi-Gewurstel – und einen alles erklärenden Satz kann keiner daraus ziehen. Wie etwa Claudius Körber eine Trost suchende dicke Frau, einen esoterisch dozierenden Wissenschaftler in ihrem Ernst spielt oder wie Fenne den verkrüppelten Lum auf der Holzbühne echtes Leben vorgeben lässt, ist zum Lachen und Heulen zugleich.
Regisseur Jansen hat die Beschränktheiten in der Pfauenkammer zum Bonus seiner Inszenierung im DIY-Groove gemacht. Man sieht die Klebenähte zwischen den Textstellen, zwischen den Spielebenen, und das soll so sein. Uns bleiben nur die „Fragen, gerufen in ein rostiges Rohr“. Und der Applaus.“ Tages-Anzeiger
„Um nichts Geringeres als um Gedeih und Verderb geht es. Das Männerpaar (Fritz Fenne und Matthias Neukirch) in seiner nicht unterzukriegenden Hoffnung auf Lebenssinn in Form eines Kindes, das ihnen das Textbuch aber bis zuletzt verwehrt. Die Suche nach der ultimativen Wortsendung in die Unendlichkeit eines Showmasters (Andre Willmund), der, einer Castingshow nicht unähnlich, Claudius Körber in zahlreichen Bewebungsrollen auf die Bühne treten lässt, um ihn mal für mal durchfallen zu lassen. Nicolas Rosat spricht derweil mit dem Kanarienvogel seiner tödlich verunglückten Tochter und meint, ein ausgestopfter Rabe täte es an seiner Statt auch. Der Showmaster – oder doch Gottes Vertreter auf Erden? – ermöglicht ein einmaliges Zusammentreffen von Vater und Tochter (Sofia Elena Borsani), „damit es wenigstens ein bisschen Hoffnung gibt“. Einzig Miriam Maertens durchschaut dieses ganze gekünstelte Getue in Form eines potemkinschen Theaters, und das bereits zu Beginn: „Es ist eben kein richtiges Theater. Es ist eben kein richtiges Theater“ sagend und kopfschüttelnd, verlässt sie die Kammer kurz nach Spielstart, nachdem sie das Publikum mithilfe einer Explosion aus dem Dämmerzustand geweckt hat.“ P.S.
„Wolfram Lotz‘ Stück „Einige Nachrichten an das All“ in der Pfauenkammer in Zürich ist irre lustig – und kommt ungemütlich nah an unser Lebensgebastel heran.“ Tages-Anzeiger