Premiere am 17. September 2016
Unterstützt vom Österreichischen Kulturforum Bern
„wir sind schon lang auf kur. wir stehen sozusagen unter kuratel. die sorgen machen sich die anderen. wir sind umsorgt und das nicht schlecht. es gibt ein breites angebot an kuranwendungen. dampfbäder und massagen aller art. hier lässt man sich verwöhnen, hier kann man sich vergessen. und mit sich selbst vergisst man auch die sorgen, die diese aussenwelt uns machen könnte. heut kaufen wir uns ausnahmsweise eine zeitung, nur um das kreuzworträtsel aufzulösen. dann geht es wieder in die heissen schwefelbäder. kann sein, dass wir uns darin selbst auflösen, porentief gereingt und total erholt. nur manchmal kommt es vor, dass dumpf ein lärm von draussen in die badehallen dringt, verhallt dann aber wieder schnell. das merkt sogar der lärm, dass hier sein stören gänzlich unerwünscht ist. doch heute scheints, liegt etwas in der luft. es ist der dampf durchschnitten von dem lärm. die ruhepause macht heut selber pause. und weil der lärm auch in uns drinnen jetzt zu hallen noch beginnt, der hallt da nach in uns, ist plötzlich eine unruhe auch in uns drin, ein unbehagen, unwellness, dabei ist uns entspannung doch versprochen worden. es zittern uns die hände selbst bei 35 grad, weil es noch immer lärmt da in uns drin. und zitternd greifen wir drum nach der zeitung jetzt, schlagen sie auf: es ist ein umbruch grad im gange, ein politischer, in diesem land, um das kurbad aussen rum. (Ferdinand Schmalz)
Ferdinand Schmalz, geboren 1985 in Graz, studiert Theaterwissenschaft und Philosophie in Wien. Er war Regieassistent am Schauspielhaus Wien und am Schauspielhaus Düsseldorf. Mit seinem ersten Stück „am beispiel der butter“ gewann er den Retzhofer Dramapreis 2013. Es folgte die Einladung zu den Mülheimer Theatertagen „Stücke 2014“ und die Zeitschrift „Theater heute“ wählte seinen Text zum „Stück des Monats“ (April 2014). Im Rahmen der Autorentheatertage Berlin wurde sein zweites Stück „dosenfleisch“ in der Spielzeit 2015/16 am Wiener Burgtheater uraufgeführt. „Der thermale Widerstand“ hat Ferdinand Schmalz für das Schauspielhaus Zürich geschrieben.
Barbara Falter, geboren 1983 in Ried im Innkreis/Oberösterreich, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien und Aix-en-Provence. Während des Studiums absolvierte sie zahlreiche Regieassistenzen u.a. bei Felicitas Brucker, Georg Schmiedleitner, George Tabori und Nicolas Liautard. Seit 2013 ist sie Regieassistentin am Schauspielhaus Zürich, wo sie u.a. mit Barbara Frey, Herbert Fritsch und Sebastian Nübling zusammenarbeitete. Die Inszenierung von „Der thermale Widerstand“ von Ferdinand Schmalz ist ihre erste Regiearbeit.
„(…) Die Schauspieler in ihren durchsichtigen Plastikcapes (sind) erstklassig, allen voran Klaus Brömmelmeier als geschmierter Balneologe, Lena Schwarz als neoliberale Kurdirektorin und Siggi Schwientek als oberfauler Bademeister und gelenkiger Liebhaber. Das Wasser muss sich man sich dazudenken, aber die spezifisch österreichische Lust am Sprachspiel ist bei Schmalz sinnlich spürbar. Er gehört nicht zu den vertrockneten Postdramatikern, die „Sehgewohnheiten aufbrechen“ und das Publikum vergrämen wollen: Schmalz häuft Assoziationen, Alliterationen, Kalauer und Wortverdrehungen mit schmatzendem Behagen an der „wahren Bademeisterschaft“ aufeinander. Seine Stücke zeichnen sich durch eine manieristische Kunstsprache aus, aber sie sind zugänglich, mit richtigen Figuren und einem Plot mit Anfang und Ende. Nicht umsonst kommt Schmalz von der Performance her: Er produziert „bespielbare Installationen“, lebendige Live-Skulpturen. (…) Bei Schmalz ist Bademeister Hannes wasserfester und mutiger; das prädestiniert ihn zum Messias der Auskurierten und Sprungbereiten. Jirka Zett spielt ihn als Adonis mit strammen Waden, Birkenstocksandalen und Trillerpfeife.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung