Premiere am 22. Oktober 2016
Unterstützt von der Stiftung Corymbo
Als die Existenz der Firma auf dem Spiel steht, weil die Zulieferer in Pakistan wegbrechen, wäre Frau Schmitz die ideale Person, um die Firma zu retten. Jedoch: ist Frau Schmitz wirklich eine Frau? In Männerkleidung absolviert sie erfolgreich ihre Geschäftsreise, doch nach ihrer Rückkehr in die Firma gerät allmählich alles aus den Fugen. Wer ist Frau Schmitz eigentlich? Welche Kleidung passt zu ihr? Und was für Erwartungen hat ihre Umgebung an sie, als Ehefrau, als Arbeitskollegin, als Konkurrentin?
Lukas Bärfuss hat „Frau Schmitz“ eigens für das Ensemble des Schauspielhauses Zürich geschrieben. Barbara Frey, deren Zusammenarbeit mit dem Autor 2003 mit dem Stück „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ in Basel begann, inszeniert ihre vierte Bärfuss-Uraufführung.
Am Schauspielhaus Zürich führte Bärfuss bereits von 2009 bis 2013 eine Gesprächsreihe mit dem Titel „Weisse Flecken“, eine Folge von Dialogen, die er seit 2016 unter dem Titel „Lukas Bärfuss trifft …“ im Pfauen fortführt.
„Lukas Bärfuss schrieb fürs hochkarätige Schauspielhaus-Ensemble ein neues Stück. Oberflächlich brillant und untergründig tiefsinnig.“ Der Landbote
„Am Schauspielhaus Zürich feierte am vergangenen Samstag das Stück „Frau Schmitz“, ein Auftragsstück des Schweizer Schriftstellers Lukas Bärfuss, eine grossartige Premiere.“ St. Galler Tagblatt
„Mit seinem neuen Stück kehrt Lukas Bärfuss zu einer alten Stärke zurück: zu Szenen, die das Wesen der Beteiligten im Kern freilegen, ohne übertrieben geschliffen zu wirken. Die Dialoge schnurren wie von selbst ab. Bärfuss hat sein Typenkabinett scharf beobachtet und eine Eskalationskette im Sinn, deren Logik sich kaum angreifbar macht. Sicher, so einiges ist auf Pointe geschrieben, aber auf treffende Pointe, und das nimmt das Premierenpublikum dankbar zur Kenntnis.“ Basler Zeitung
„Grandioses Figurenpanorama: Intendantin Barbara Frey inszeniert am Schauspielhaus Zürich die Gender-Groteske „Frau Schmitz“ von Lukas Bärfuss.“ seniorweb.ch
„Lukas Bärfuss hat mit diesem Stück unser Arbeitsgestrampel, Beziehungsgehampel und Geschlechtsstereotyping bis zur Kenntlichkeit verzerrt und zur Abnormitätenshow gesteigert. Und Regisseurin Frey bugsiert diesen hochgefreakten, hochgetunten Alltag in eine kluge, komödiantisch rhythmisierte Filmpersiflage.“ Tages-Anzeiger
„Barbara Frey gibt dem Abend über den gemachten Menschen in Zeiten des wohlfeilen Neoliberalismus eine klare Linie: Aufgereiht wie zur grossen Gruppentherapie sitzen die Darsteller Knie an Knie auf Stühlen. Der Raum ist schwarz und leer.“ NZZ
„Lukas Bärfuss, im Gespann mit der Hausherrin und Regisseurin Barbara Frey ein längst erprobter und erfahrener Hausautor, hat den zehn Schauspielerinnen und Schauspielern das Stück auf den Leib geschrieben. Und das ist sie dann, die Überraschung des Abends: Ohne jegliches Dekor, ohne fliegende Türen und ohne Aktionen – von zwei blutenden Nasen, einem schönheitsoperierten Ohr und den Stuhlwechseln abgesehen – spielt sich vor den Augen des Publikums Szene um Szene ab, so, als stünden wir mindestens mit der Nase an den Fensterscheiben der Firma. Subtil und vor allen Dingen voller Witz und Komik, dass man sich nach rund 90 Minuten die Augen reibt und fast ein bisschen enttäuscht fragt, warum Trieb und Treiben nicht noch ein bisschen weiter sprudeln können. In knapp gefassten Wortgefechten spielt sich das Ensemble zur Hochleistung.
Frau Schmitz ist dabei der kaum sprechende Pingpong-Ball. Die Scheinwerfer beleuchten die jeweils sprechenden Personen. Lediglich mit der Körperhaltung und selbstredend mit der sprachlichen und stimmlichen Elastizität klatscht das Ensemble die Regenbogen-bunte Palette der Fragestellungen nach menschlicher Identität, Freiheit und der Definition von Geschlechterzugehörigkeit ins Publikum.
Das kann nur einem grandiosen Ensemble mit einer Regie gelingen, die ein feines Händchen hat für genau diese Konstellation von Bühnenstoff, Figuren, Besetzung und ihrem Anschluss an das Umtriebige, Weinerliche, Arrogante, Rechthaberische, Verkorkste und Einsame in der Menschenseele. Das ist gutes Theater.“ St. Galler Tagblatt
„Ein Mann unserer Zeit = ein gemachter Mann, seine Männlichkeit eine gesellschaftliche Konstruktion. Frau Schmitz ist eine gemachte Frau. Insofern ganz klar eine Frau unserer Zeit. Lukas Bärfuss entwirft in seinem jüngsten Stück das Szenario einer Transgender-Persönlichkeit, anfangs noch ohne operative Geschlechtsumwandlung.“ Nachtkritik.de
„Bärfuss‘ Firmenbelegschaft besteht aus allesamt leicht schrulligen bis plakativen Charakteren, die um Halt in ihrem Weltbild bemüht sind. Doch dieses wird von Szene zu Szene mehr erschüttert. Beeindruckend, wie Bärfuss Themen wie Geschlechteridentität und falsche Toleranz mit Leichtigkeit und Witz auf die Bühne stellt. Zum Premierenapplaus gabs im Pfauen Bravos.“ Berner Zeitung
„Leichtfüssig, witzig, mitunter geradezu frivol nutzt Bärfuss so den Stoff zur Reflexion über den von der Wirtschaft permanent propagierten Wandel, der das kapitalistische Gesellschaftssystem gleichermassen heraus- und überfordert. Wandel als Selbstzweck! Die stete Unruhe als Motor des Fortschritts! Ökonomie und Börsenkurse suggerieren es pausenlos.“ sda
„„Frau Schmitz“ wird von Barbara Frey in der Tradition des absurden Theaters äusserst reduziert inszeniert. Das Personal sitzt in einer Stuhlreihe. Lichtkegel fallen auf diejenigen Schauspieler, die gerade miteinander sprechen. Kurze Trompetensoli und eine Leuchtaufschrift markieren Ortswechsel oder Zeitsprünge. Diese Einfachheit gefällt.“ Aargauer Zeitung
„Erst als (operative) Fakten geschaffen sind, traut sich Frau Schmitz, unmoralische Arbeitsangebote abzulehnen. Nicht der von einer Frau gespielte Mann in Frauenklamotten, sondern die von einem Mann gespielte Neufrau trotzt der Macho-Arbeitswelt. Das ist dann doch wieder eine ambivalente Volte, für die nach neunzig Minuten der heftige Applaus verdient ist.“ Stuttgarter Zeitung
„In Zürich ist Frau Schmitz anfangs unzweifelhaft eine Frau. Friederike Wagner spielt sie fast provozierend unscheinbar, von innen heraus leuchtend und heiter in sich ruhend: Die Aktentasche ist ihr Schild, das Jasagen ihr Schwert. Am Ende, nach etlichen Hormongaben und Operationen, ist Frau Schmitz eindeutig ein Mann in der massig-gemütlichen Gestalt Lambert Hamels. Sie trägt immer noch ihr hässliches schlammbraunes Plissee-Rüschen-Kleid, aber er ist jetzt geschwätzig, laut und stark an seinen hausfraulichen Pflichten interessiert.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Und wie die schweigt, die Friederike Wagner! Sie ist beinahe anderthalb Stunden lang stumm, diese oben gerüschelte, unten gefältelte schimmernde Projektionsfläche (für die plastifizierten Kostüme zeichnet Bettina Walter). Und doch macht Wagners Schmitz einen starken Eindruck – stärker, als wenn sie sich gewehrt und aufbegehrt hätte. Ihre Aktentasche, der Ausweis ihrer Kompetenz, ist ihre einzige Waffe, sie trägt sie immer vor sich her; nur einmal, in äusserster Not, schlägt sie dem übergriffigen Kollegen Julius damit auf die Nase – Milian Zerzawy als verdruckstem Grapscher, der hinter dem Beschützergestus mehr schlecht als recht den Macho verbirgt.“ Tages-Anzeiger
„Barbara Frey inszeniert die subtile Farce mit leichter Hand und szenischem Minimum. Was das Modellhafte des Textes unterstreicht und doch jedem und jeder einzelnen im hochkarätigen Ensemble erlaubt, in brillanten Kabinettstückchen zu brillieren und – im Wortsinn – kurz ins Scheinwerflicht zu treten. Soll man die grosskotzige Eloquenz des Chefs (Markus Scheumann) herausheben? Die Logorrhö der Chirurgin (Henrike Johanna Jörissen) oder den unkontrollierten Gefühlsausbruch der Personalfachfrau (Carolin Conrad)? Nein – das wäre allen andern gegenüber ungerecht. Applaus also für alle; das Premierenpublikum geizte nicht damit.“ Zürichsee-Zeitung
„Grossartig und hinreissend ist das rezitative Spiel aller Darsteller, die in Mimik und Gestik ein köstliches Figurenpanorama der grotesken Art auf die Bühne zaubern und für viele Lacher sorgen. Das ist hohe Schauspielkunst. Dafür gabs am Premierenabend reichlich Applaus.“ seniorweb.ch
„Die Firma muss funktionieren, der Chef den Nutzen des Personals maximieren – und Markus Scheumanns grandios narzisstischer Rolf hat für diesen Job allerlei flotte Sprüche und Schuldzuweisungen parat, die er, je nach Situation, geschmeidig aus dem grau glänzenden Anzugärmel schüttelt.“ Der Bund
„Herausragend: Milian Zerzawy als Angestellter Julius. Eine dunkel poetische Figur. Verliebt in Frau Schmitz, stolziert der Typ mit dem strähnigen Haar und dem froschgrünen Kurzarmhemd mit durchgedrücktem Kreuz über die Bühne. Seine Freundlichkeit nimmt unmerklich ab, Ton, Gestik und Mimik wirken schliesslich beängstigend, wenn er eloquent von Antiquitäten spricht – ein Vorspiel auf seinen Gewaltausbruch, nachdem er sich von Frau Schmitz zurückgestossen fühlt.“ Stuttgarter Nachrichten