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Onkel Wanja

von Anton Tschechow

Pfauen
Premiere am 14. Januar 2017
 

Wie ein Parasit nistet sich der despotische, pensionierte Professor Serebrjakow mit seiner neuen, schönen Gattin Jelena auf dem Landgut seiner verstorbenen Frau ein, denn das Leben in der Stadt ist zu teuer geworden. Seine Tochter Sonja und ihr Onkel Wanja, der Bruder der Verstorbenen, arbeiten seit etlichen Jahren hart für den Erhalt des Guts und ertragen die dortige Einöde nur schwer. Wanja hat zudem die Hälfte seiner Lebenszeit mit dem Lektorieren der vermeintlich weltbewegenden Kunsttheorien des Professors verbracht. Als sich diese nun als vollkommen unbedeutend entpuppen und Serebrjakow zudem eröffnet, das Gut verkaufen zu wollen, um seinen Alterssitz zu finanzieren, sorgt Wanjas schmerzhafte Desillusionierung für eine Eskalation. Er begeht einen Mordversuch, um sich endgültig aus seiner sinnentleerten Abhängigkeit zu befreien. Vergeblich. Wanja schiesst daneben. Keine Aussicht auf Veränderung. „Bilder aus dem Landleben“ untertitelte Tschechow 1896 sein Stück, heute könnte es auch „Mosaik einer Depression“ heissen.

Karin Henkel hat sich mit dem Autor Anton Tschechow schon mehrfach befasst. Sie inszenierte bereits erfolgreich „Platonow“, „Der Kirschgarten“ und „Drei Schwestern“. In Zürich zeigte sie zuletzt die Grossprojekte „Die zehn Gebote“ und „Elektra“ in der Halle.

„Es ist ein Abend voller Musik, in einem tänzerischen Rhythmus, ungeheuer verführerisch. Das Nichtstun hier ist kein Tschechow-Museum, es meint heutige Lethargie. Siggi Schwientek ist darin ein wunderlicher Wanja, ein Wesen wie aus einer anderen Welt; Carolin Conrad ist eine herzzerreissend traurige, aber auch ungeheuer zupackende Sonja. Herrliche Gestalten spielen gegen das bald schmelzende Eis auf der Bühne an, Menschen wie der mürbe Markus Scheumann oder der lichte Tor Alexander Maria Schmidt.“ Süddeutsche Zeitung

„Henkel ist eine Hohepriesterin jenes Leidens, das jeden Postironiker des 21. Jahrhunderts ab und an überkommt, einlullt wie ein Wiegenlied, Abendlied, wenns an der Kraft zum Ausstieg oder Aktivismus mangelt. Sie hat Thomas Braschs tolle, gegenwartsgerechte Tschechow-Übersetzung weiter bearbeitet, hat sie auf unsere brennenden Fragen zugespitzt. Und das Ganze dann, mit starken Schauspielern, zurückinszeniert in ein zeitloses, musikalisches Bühnenmärchen. Das ist unpolitisch, uninnovativ – und unglaublich gut: „Onkel Wanja“ hat hier nicht bloss überlebt, er bringt uns zum Erbeben.“ Tages-Anzeiger

„Karin Henkels Inszenierung ist kein Parade von Jammerlappen und knuffigen Eisbären, sondern eine schwarze Komödie. Die Langweiler langweilen sich so raumfüllend und ostentativ, dass es selten langweilig wird, und sie dementieren mit ihren slapstickhaften Verrenkungen den Ernst der Lage immer wieder. Mag sein, dass die tragische Seite Tschechows so ein wenig unterbelichtet bleibt, aber Henkel verrät ihn nie an Klamauk und Karikatur. Wenn Wanja erst den Professor mit dem Revolver verfehlt und dann auch beim Selbstmord scheitert, rührt sein jämmerliches Scheitern mehr als jeder Kunstschuss.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Am Schauspielhaus Zürich brilliert das Ensemble und Karin Henkels so entschiedene wie feinsinnige Regie für „Onkel Wanja“.“ St. Galler Tagblatt

„Regisseurin Karin Henkel und eine Schar exzellenter Schauspieler bringen Anton Tschechows bekanntes Stück „Onkel Wanja“ auf die Pfauenbühne.“ sda

„Bei Henkel werden die Figuren konsequent zu Vertretern der heutigen Erschöpfungsgesellschaft in einer ausgebrannten Welt. Astrow kümmert sich um dieUmwelt, aber nur, wenn er nicht gerade säuft – was er fast immer tut. Alle sehen die Klimakatastrophe kommen, keiner tut etwas. Karin Henkel und Bühnenbildner Stéphane Laimé finden starke Bilder: Die Figuren klammern sich aneinander, als stünden sie auf einer immer kleiner werdenden Eisscholle. Hinter ihnen eine Wand aus schmelzenden Eisplatten, Musiker Alain Croubalian begleitet das mit klagend melancholischen Tönen.“ Stuttgarter Nachrichten

„Karin Henkel, könnte man in Anlehnung an Musil sagen, verbindet in ihren Arbeiten Genauigkeit und Seele. Sie ist eine präzise Menschenbeobachterin. Fürs Gemüt ist der dezent auftretende Musiker Alain Croubalian zuständig. Eine hinreissende Mischung.“ Badische Zeitung

„Karin Henkel bietet mit ihrer Inszenierung von „Onkel Wanja“ auf der Pfauenbühne über weite Strecken düsteres und zugleich heiteres Unterhaltungstheater. Sie versteht es, dem Text seine Schwere zu nehmen, ohne sein Gewicht zu verringern. Die Tschechowsche Melancholie wird nicht krampfhaft vergeistigt, sondern sehr direkt, unverblümt, schalkhaft– mit effektbewussten Auftritten – gespielt. Unter ihrer Führung verlieren die Figuren an Schwere, an Trägheit und finden doch keinen Weg, sich in die Freiheit hinauszuwinden. Dafür gabs am Ende der zweistündigen Aufführung starken Applaus und Bravorufe.“ seniorweb.ch

„Regisseurin Karin Henkel hat Thomas Braschs modernisierte Übersetzung des „Onkel Wanja“ gewählt und sie für die Aufführung gestrafft, umgestellt und auch sprachlich angepasst. Tschechow wird eingedampft und in seiner Intensität damit noch verstärkt. Das funktioniert dank eines hervorragenden Ensembles, dem Musiker Alain Croubalian live einen akustischen tom-waitsigen Rahmen Abschiede gibt. Lena Schwarz als Professorengattin Jelena und Frau, in die sich alle andern verlieben, bildet das eine Kraftzentrum, Carolin Conrad als immer schuftende, unglückliche Sonja das andere. Die Spannung könnte grösser kaum sein. Und zwischen ihnen eben Schwienteks ganz unüblich alt besetzter Wanja.
Meisterhaft führt Henkel sie alle auf dem Grat von Komik und Tragik, jeden Moment droht der Absturz auf die eine Seite oder andere Seite, stets wird er gerade noch umgangen. Man lacht, dabei ist alles jämmerlich. Und dafür sind die Spieler unglaublich genau geführt, das Spiel von Anziehung und Abstossung läuft genauso wie mit Worten wie Gesten, Blicken und Körpern. Umarmungen sind hier immer auch Ringkämpfe.“ Thurgauer Zeitung

„Die Welt schier in Trümmern, dennoch hält Sonja den Abschlussmonolog übers Zupacken, über die Hoffnung auf eine lichtere Zukunft mit zuversichtlich fester Stimme. Wanja kommentiert die Standpauke mit schuldbewussten Blick. Dieses Wort zum Sonntag mag befremden, empfiehlt sich aber genau deshalb fürs nächste Theatertreffen. Sonjas Haltung trifft den Nerv einer Zeit, in der sich das Theater seine Daseinsberechtigung oft genug auch im gesellschaftlich, im sozial Engagierten sucht.“ Stuttgarter Zeitung

„Siggi Schwientek ist als Titelheld der Kantor des famosen Ensembles: Es ist kein tenoraler Singsang, den er bietet, sondern charaktervolles Sprechen, das die Stimmung, den Grundklang des Abends, vorgibt. Jeder seiner Sätze könnte in tränenreicher Wehmut ertrinken, aber er schafft es, fast allen seinen Worten, spitz wie ein Pfeil, eine Prise Sarkasmus beizugeben. Und wenn für einmal bloss sein gekrümmter Körper mit den dünnen Beinen stumm für sich spricht, verkörpert er damit die Melancholie des ganzen Stückes, aber auch die Einsicht, dass eine Tragödie mit einem Wink zur Komödie werden kann.“ NZZ am Sonntag

„Das Elend hat zwei dürre Beine, die sich dicht vor den Gesichtern des Publikums aufpflanzen. Da schwankt es bedenklich, heisst Onkel Wanja und ist Siggi Schwientek. Glücklich ein Ensemble, das ein Faktotum wie ihn zur Verfügung hat. Schwientek verkörpert den Menschen, dem die Natur jedes ideale Körpermass vorenthalten hat.“ NZZ

„Siggi Schwientek gibt als gänzlich verfallenes, graues, buckliges Männlein eine überragende Vorstellung ab. Grossartig auch Gottfried Breitfuss’ Kunstprofessor als Befehle schnarrender Egomane. Carolin Conrad überzeugt als still leidende Sonja, Nikola Weisse als mit penetrantem Selbstbewusstsein nervende Alte.“ Südkurier

„Carolin Conrads Sonja, schwarz umrandete Augen, schwerer Gang, beneidet Jelena – Verzweiflung über die eigene Hässlichkeit in jeder Geste. Nur Lena Schwarz‘ Jelena macht auch in Grau gute Figur, lässt es glitzern und figurbetont an sich herunterfallen. Sie ist neben dem grantigen, wütenden Professor von Gottfried Breitfuss das Licht, um das die Motten schwirren, doch dem Licht ist das bekanntlich egal. Marcus Scheumanns Arzt Astrow schwankt durch Suff und Leben und verknotet sich verzweifelt so mit Jelena, dass sie beinahe in seinem Hemd erstickt. Viele solcher feinen Szenen hat Karin Henkel mit ihren Schauspielern erdacht, Solo- oder Duostücke gedrechselt, in denen sie ihrer Schauspielkunst freien Lauf lassen können. Und sie hat für Nikola Weisse eine bodenständige Marina/Maria geschaffen, die selbst zum Medikamentenschrank noch mit Würde stapft.“ Nachtkritik.de

„Die Figur, von der im „Onkel Wanja“ am ehesten Leidenschaft ausgeht, das ist der Landarzt Astrow. An ihn, den Gast des Hauses, heften die Damen ihr letztes Begehren. Sonja aus Verzweiflung, Jelena aus Langeweile. Aber Markus Scheumann tut keiner von ihnen den Gefallen. Seine Lady ist die Flasche, und während Wanja den Schnaps ohne Lustgewinn mit sich herumschleppt, trinkt Astrow mit der aufrichtigen Gier des Alkoholikers.“ Basler Zeitung

„Siggi Schwientek zieht alle Facetten seines schauspielerischen Könnens: klein, krumm, unscheinbar, um unerwartet im entscheidenden Moment aufzubrausen und wieder in sich zusammenzufallen. Mit viriler, aber letztlich doch fadenscheiniger Nonchalance gibt Markus Scheumann den nihilistischen Astrow, der seinen Beruf als Landarzt verachtet, sich aber um den Wald und dessen Verschwinden mehr sorgt als um seine Patienten. Die Wende zum Bessern, sagt er, komme erst in zweihundert Jahren, wenn sie alle nicht mehr lebten. Das Leben hier und jetzt erfahren möchte dagegen die altjüngferliche Sonja, der Carolin Conrad weichere, zuversichtlichere, aber letztlich ebenfalls vergebliche Töne verleiht.“ Schaffhauser Nachrichten

„Hier treffen sich Verzweiflungsexperten zu Verzweiflungsperformances und stellen ihr deformiertes Leben aus. Bildschön ist das, wenn die ungeliebte Jelena (Lena Schwarz) – „Weg da!“, herrscht sie Schwiegermutter Weisse an – ans Ende der Tafel ins Wasser verbannt wird.
Auf dem Gut von Wanja bläst oft der Sturm, und deshalb kommt der aufrechte Gang idealerweise in der Schräglage vor. Schwarz ist darin eine Körperartistin, auch wenn ein Arzt – aus einem anderen Stück – ihr wohl Hysterie attestierte. Körperlichkeit kommt bei Markus Scheumanns Astrow zur krönenden Entfaltung.“ NZZ

„Das siebenköpfige Schauspielerensemble zeigt ein grossartiges Spiel. Allen voran Siggi Schwientek als Onkel Wanja. Ihm gelingt eine grandiose psychologische Studie von Selbsthass, Liebesleid und Verachtung. Mimisch gekonnt unterdrückt der hagere Spieler im buntfarbenen Pullover seinen Frust und seine Wut, die dann doch immer unkontrollierter und stets mit etwas Schalk aus ihm herausbricht. Grossartig sind auch Lena Schwarz als lebens- und liebeshungrige Professorengattin Jelena, die sich gegen das Verkümmern stemmt, ihren Gatten wie eine Busse auf sich nimmt und sich in Liebesbeziehungen mit dem Arzt Astrow verstrickt, und Carolin Conrad als hoffnungslos verliebte Professorentochter Sonja, die ständig eifrig bemüht ist, die Schicksalsgemeinschaft zusammenzuhalten und das trostlose Leben schönzureden.“ seniorweb.ch

„Auf die kathartische Wirkung des Lachens baute auch Karin Henkels kluge Inszenierung, die in ihrer Schonungslosigkeit Tschechow in nichts nachstand und gleichwohl, wie der Autor auch, nie mitleidlos mit den Menschen umging – nicht mit denen auf der Bühne und auch nicht mit denen im Saal.“ journal21.ch

„Sämtliche Schauspieler, gekleidet in wunderbar geschmacklose Kostüme (Aino Laberenz), sind grossartig.“ Bündner Tagblatt

„Tschechows berühmter Dekadenzhit „Onkel Wanja“ als berührendes Bühnenmärchen für unsere Zeit: Bei Karin Henkel am Pfauen geht das.“ Tages-Anzeiger

„Begeisternder Abend“ St. Galler Tagblatt

„Kurzweilige Komödie der Langeweile“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

Besetzung und Team

Alexander Wladimirowitsch Serebrjakow, emeritierter Professor
Gottfried
Breitfuss
Jelena Andrejewna, seine Frau
Lena
Schwarz
Sofia Alexandrowna (Sonja), seine Tochter aus erster Ehe
Carolin
Conrad
Iwan Petrowitsch Woinizki (Onkel Wanja), ihr Sohn
Siggi
Schwientek
Michail Lwowitsch Astrow, Arzt
Markus
Scheumann
Ilja Iljitsch Telegin, ehemaliger Gutsbesitzer
Alexander Maria
Schmidt
Maria Wassiljewna Woinizkaja, Mutter seiner ersten Frau
Nikola
Weisse
Musiker
Alain
Croubalian
Regie
Karin Henkel
Bühne
Stéphane Laimé
Kostüme
Aino Laberenz
Musik
Alain Croubalian
Licht
Frank Bittermann
Dramaturgie
Amely Joana Haag
Regieassistenz
Sonja Streifinger
Bühnenbildassistenz
Marie Hartung
Kostümassistenz
Selina Tholl
Internship Direction
Katharina Stark, Carla Marfurt
Souffleur
János Stefan Buchwardt
Inspizienz
Aleksandar Sascha Dinevski
Internship Stage Design
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Robi Voigt
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