Premiere am 30. September 2017
Unterstützt von der Georg und Bertha Schwyzer Winiker Stiftung und der Hilti Schweiz AG
In der Geschichte der Kaufmannsfamilie Buddenbrook beschreibt Thomas Mann den Untergang einer bürgerlichen Welt, in der Geschäftstugenden, die Heirat als Partie und die fehlerfrei geführte Familienchronik über das Glück des Einzelnen gestellt werden. Das Geschäfts- und Familienvermögen der Buddenbrooks geht in der Generation der Geschwister Thomas, Tony und Christian Stück für Stück verloren und am Ende stirbt mit Hanno der letzte mögliche Stammhalter. Als „Glieder einer Kette“ sind die Buddenbrooks familienökonomischen Zwängen, Versagensängsten und Überforderung ausgesetzt. Zugleich kündet der Roman von weit grösseren kulturellen und sozialen Zäsuren, bei denen scheinbar zementierte, einseitige Privilegien neu zur Verhandlung gestellt werden. Zunächst von Thomas Mann als Novelle konzipiert, wuchs der Roman zu jener monumentalen Familiensaga, für die er später den Nobelpreis erhalten sollte. Bastian Kraft, der zuletzt „Homo faber“ inszenierte, bringt den Jahrhundertroman in einer eigenen Fassung auf die Bühne.
„Bastian Kraft zeigt Thomas Manns Jahrhundertroman „Buddenbrooks“ in Zürich als Verfall einer Familie. Wenn der Roman auf die Bühne soll, dann so.“ Luzerner Zeitung
„Bastian Kraft legt eine eigene Fassung des als unspielbar geltenden Romans vor, entschlackt zum modernen Krimi. Aus Thomas Mann macht er Arthur Miller. Und hat einer wie er ein Ensemble dieser Qualität zur Verfügung, dann wird man kein Orakel sein müssen, um zu behaupten: Krafts „Buddenbrooks“ werden nicht nur dem Gymnasiastenvolk gefallen, sie sind gefällig für jedermann, denn sie sind klar und mit Blick auf die Schauspielerführung auf kluge Weise sogar kulinarisch.“ NZZ
„Bastian Krafts Bühnenfassung ist glasklar, seine Umsetzung bestechend, voller faszinierender Details, seine Arbeit mit den Schauspielern überaus genau. Mit den Fingern klopft Claudius Körber als Hanno auf den Tisch – so leise das Geräusch, doch so fatal der Hagel, der die Ernte zerstört. Die riesige Familientafel ist am Anfang noch federnd-leichter Hintergrund zur Sommeridylle am Strand. Doch mit jedem Angriff auf das (Gefühls- und Geld-)Konto frisst sich die Säge kreischend in das Holz, krachend fällt wieder ein Stück auf den Boden. Am Ende sitzen sie an den zerbrochenen Teilen. Und der Stammbaum erlischt.“ St. Galler Tagblatt
„Manchmal, etwa im Duell zwischen Thomas und seinem Bruder Leichtfuss, erinnern diese Buddenbrooks tatsächlich an Tschechow-Figuren: so viel Sehnsucht, Trauer, Nervosität und bürgerlich-beherrschte Verzweiflung, so wenig erfüllende Arbeit, Liebe, Sinn.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Kraft schafft das schier Unmögliche. Es gelingt ihm, den über 600 Seiten starken Roman in einen schlüssigen Spannungsbogen zu fassen, der Manns Stilmittel, dessen Erzähltechnik und – trotz unumgänglicher Straffung – die Romanhandlung präzis wiedergibt und doch eine durchaus eigenständige Lesart verrät. Kraft erfindet dazu einen Erzähler, eben jenen „anderen“ Hanno. Einen jungen Mann in einem Alter, das der empfindsame „echte“ Hanno nie erreichte. Claudius Körber verleiht ihm sachliche, unsentimentale und doch berührende Züge; es ist wohl kaum zu weit hergeholt, in ihm die Haltung der wohlwollenden Ironie und Distanz des Autors zu seinen Romanfiguren zu erkennen.“ Schaffhauser Nachrichten
„Aber diese Zürcher „Buddenbrooks“ sind doch mehr als eine Krämer-Seifenoper aus dem 19. Jahrhundert. Nicht nur, weil die Schauspieler sich bei der altehrwürdigen Zürcher „Zunft zur Saffran“ über Denken und Treiben zeitgenössischer Kaufleute informierten. Regisseur Kraft, seit einem fulminanten „Felix Krull“ und erfrischend neuen Inszenierungen von alten Frisch-Dramen wie „Andorra“ und „Homo Faber“ ein Publikumsliebling in Zürich, holt die „Buddenbrooks“ in eine zeitlose Gegenwart, ohne ihnen Gewalt anzutun. Vulgäre Pleitiers und windige Bankiers zeichnen sich heute durch joviale Gestik und unvorteilhaft eng sitzende Anzüge aus. Wer im Zürcher Bürgertum Wert auf Haltung, Diskretion und Disziplin legt, trägt Massanzüge, unauffällig teure Seidenblusen, lässig eleganten Casual Dress, auch auf der Bühne.“ Badische Zeitung
„Kraft scheint ein Faible für Bühnenbearbeitungen von Prosawerken zu haben. Aber im Gegensatz zu manch einem seiner Kollegen, die diesem offensichtlichen Trend ebenfalls erlegen sind, hat er auch ein Händchen dafür. Noch ist seine Dramatisierung von Max Frischs „Homo Faber“ im Schauspielhaus Zürich in bester Erinnerung, schon doppelt er mit Thomas Manns Erstlingsroman nach“ journal21.ch
„Die Inszenierung des grossen Verfalls überrascht mit Leichtfüssigkeit – und cineastischer Klarheit.“ Tagblatt der Stadt Zürich
„Ein stimmiger, packender Hingucker: Bastian Kraft inszeniert am Schauspielhaus Zürich Thomas Manns Jahrhundertroman „Buddenbrooks““ seniorweb.ch
„Das spielfreudige Ensemble offeriert uns das Best-of des Romans wie eine Schachtel voll köstlicher Pralinés.“ Tages-Anzeiger
„Der Vorhang senkt sich. Es herrscht betroffene Stille. Dann brandet ein Applaus auf, wie man ihn im Schauspielhaus nicht oft hört. Er gilt dem genialen Romanerstling des damals, 1901, erst 25-Jährigen. Er gilt einem ausnahmslos exzellenten Ensemble. Und er gilt der kongenialen Bühnenfassung und der packenden Inszenierung von Bastian Kraft, die mühelos über drei Stunden tragen.“ sda
„Claudius Körber ist ein fantastischer postmortaler Erzähler! Etwa als Schatten hinter dem Konsul – Jean-Pierre Cornu als Patrizier von altem Schrot und Korn, aber in zeitlosem Anzug –, der gern das Familienmotto beschwört: „Sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bey Nacht ruhig schlafen können.“ Lust und Schlaf ist für keinen mehr zu haben: Die Tochter des Konsuls – Henrike Jörissens verzweifelt muntere Tony mit den Schleifchen an den eleganten Hosen – verheiratet sich zweimal für die Familie; ein Desaster. Sohn Christian ist sowieso das schwarze Schaf: Daniel Strässer scheint perfekt aus einer Soap kopiert – die auch Arthur Fussys Musikgestaltung insinuiert. Sohn Tom dagegen ist der Richtigmacher, bei dem alles falsch läuft: die Geschäfte, die Ehe mit einer Musikerin (erstklassig: Lena Schwarz), die Beziehung zu Söhnchen Hanno. Die Kamera liebt Edmund Telgenkämpers Tom, wenn er erschöpft konstatiert: „Mein Leben ist eine einzige Aufführung“ – die ihm buchstäblich ans Lebendige geht. „Der Tod ist ein Glück, Rückkunft von einem unsäglich peinlichen Irrgang.“ Geschmeidig hineingeschnitten hat der Regisseur zudem die gesellschaftskritischen Momente, die Reflexion über die Verhältnisse von Medizinstudent Morten (Benito Bause); die Revolte von Diener Anton (Milian Zerzway). Selbst die Rolle der Frau zerlegt Susanne-Marie Wrages Konsulin nebenbei professionell.“ Tages-Anzeiger
„Jean-Pierre Cornu und Susanne-Marie Wrage geben die beiden als Beispiel des familiären und gesellschaftlichen Gleichgewichts, ihre Devise: Man soll nie überstürzt handeln, die Ruhe ist eine Bürgerpflicht. Kippeliger wird es mit den Geschwistern Thomas, Antonie (auch Tony genannt) und Christian: Edmund Telgenkämper, Henrike Johanna Jörissen und Daniel Strässer zeigen, wie auf einmal das Theater in die Geschichte ihrer Figuren hineinspielt – und Kabarett ist hier auch manchmal dabei. Gerda (Lena Schwarz) kommt von aussen, sie wird durch Thomas‘ Heirat Teil der Familie – und entzieht sich ihr immer wieder mit ihrem (Geigen-)Spiel. Ihr Kind Hanno schaut allen zu: vom Anfang bis zu Ende, so wird Claudius Körber selber zum Erzähler der Geschichte. Er macht es mit aller Zurückhaltung und doch in grösster Nähe. Man hat irgendwie Thomas Mann vor Augen, wie er die Buddenbrooks sah.“ Der Landbote
„Ein weiteres Plus der Inszenierung ist die Besetzung: Bastian Kraft stehen mit Claudius Körber (Hanno), Jean-Pierre Cornu (Konsul), Susanne-Marie Wrage (Konsulin), Edmund Telgenkämper (Thomas), Henrike Johanna Jörissen (Tony), Daniel Strässer (Christian) und Lea Schwarz (Gerda) Darstellerinnen und Darsteller zur Verfügung, die jede und jeder auf seine, auf ihre Art Charakterstudien von grosser Eindringlichkeit abgeben. Matthias Neukirch, Benito Bause, Milian Zerzawy und vor allem Simon Benedikt, der am Premierenabend das Kind Hanno spielt, stehen ihnen in der Gestaltung kleiner Kabinettstückchen in nichts nach.“ journal21.ch
„Damit sind wir bei den Schauspielern, und es fällt schwer, einzelne aus dem hochkarätigen Ensemble hervorzuheben: Edmund Telgenkämper, neu im Ensemble, der den herrischen, zunehmend verunsicherten Thomas facettenreich nachzeichnet? Henrike Johanna Jörissen als burschikose, leicht überspannte Antonie, deren Schicksal knallhart pekuniären und sozialen Überlegungen geopfert wird? Daniel Strässer, der als hypochondrischer, zappliger Christian mit seinen Ticks und Geschichten alle nervt? Lena Schwarz, deren kühle Gelassenheit die innere Glut erahnen lässt? Genug. Uneingeschränktes Lob für alle.“ Schaffhauser Nachrichten
„Edmund Telgenkämper gibt höchst eindrucksvoll Hannos Vater Thomas, dem es selbst mit viel Selbstkasteiung nicht gelingt, Geld und Traditionen zu erhalten. Henrike Johanna Jörissen überzeugt als dessen Schwester Tony, die in zwei Ehen scheitert, sich aber trotz allem ein grossbürgerliches Selbstverständnis bewahrt. Daniel Strässer brilliert in der Rolle des hypochondrisch-flatterhaften Christian, der antibürgerlichen Gegenfigur seines Bruders Thomas. Präzises Schauspielertheater in Kostümen, die etwas an die Gegenwart herangeholt sind (Sabin Fleck), leisten auch Lena Schwarz als Thomas‘ Gattin und Simon Benedikt als kleiner Hanno.“ Südkurier
„Edmund Telgenkämpers Thomas ist grossartig in seinen Widersprüchen aus Härte, Abstiegsangst und aggressiver Männlichkeit.“ Badische Zeitung
„Insbesondere in Daniel Strässer hat der Pfauen einen Gast, der den neurotischen, pathologischen Schwärmer und lebensunfähigen Hypochonder in einer seltenen Klasse spielen kann. Was für ein Gewinn, das langjährige Gesicht des Wiener Burgtheaters in Zürich zu wissen! Gemeinsam mit Tony von Henrike Johanna Jörissen als wilder, widerspenstiger und widersprüchlicher Frühfeministin besitzt das Schauspielhaus ein Buddenbrooksches Geschwisterpaar des hellen Vergnügens.“ NZZ
„Daniel Strässer, Gast im Ensemble, spielt den Faulpelz hypochondrisch bis fast in den Wahnsinn. Wie er seinen Körper schlackern lässt und ernsthaft fürchtet, er könne das Schlucken vergessen, ist komisch in der Verzweiflung und verzweifelt in der Komik. Ganz grosse Kunst. Daneben Toni, packend gegeben von Henrike Johanna Jörissen: Zunächst lebenslustig, auch lebenstauglich, wird sie in die erste Ehe gezwungen mit Bendix Grünlich, der sich als Mitgiftjäger entpuppt. Als die zweite Ehe mit Alois Permaneder (umwerfend Matthias Neukirch in beiden Rollen) eben falls schiefgeht, zerbricht Tony an der tödlichen Mischung aus Konventionen und Arroganz. Zwei Kameras sorgen für wechselnde, beinahe filmisch wirkende Perspektiven, zoomen heran, halten drauf, unbarmherzig. Die Figuren entblättern sich, zerfallen vor den Augen des Publikums.“ Luzerner Zeitung
„Insgesamt wird eine starke, überzeugende Inszenierung präsentiert, die Aktualität dieses tragischen Familienschicksals stimmig und eindringlich nacherzählt. Das Premierenpublikum war begeistert und belohnte die dreistündige Aufführung mit langanhaltendem Applaus und Bravorufen.“ seniorweb.ch