Premiere am 29. März 2018
Schauplatz des neuen Stücks von Gerhard Meister ist der Exilort Zürich in den 1930er und 1940er Jahren. Im Zentrum steht das Ehepaar Friedmann, die Besitzer der historisch verbürgten Zürcher Pension Comi. Sie geben unterschiedlichen Charakteren, vom jüdischen Musiker bis hin zur gescheiterten Revolutionärin, alle Verfolgte des Nationalsozialismus, Unterschlupf. Als der Strom der Geflüchteten nicht abreisst, stehen sie vor einer entscheidenden Herausforderung: Wen können sie noch aufnehmen, ohne selbst am Ende in Schwierigkeiten zu geraten?
Die junge Regisseurin Sonja Streifinger behandelt in ihrer Arbeit den historisch-politischen Umgang der Schweiz mit Geflüchteten. Die kleinen Geschichten der Menschen unterschiedlicher Herkunft, die auf kleinstem Raum zusammenleben, lassen den historischen Kontext in einem anderen Licht erscheinen und werfen Fragen nach dem Zusammenleben in der Fremde auf.
„Um nun im Zürcher Schauspielhaus zum Setting der Inszenierung von Sonja Streifinger zu gelangen, muss man mehrere Stockwerke tief in den Keller steigen, in die „Kammer“. Eng sitzt man im kleinen Theaterraum, fast in Atemdistanz zu den Schicksalen, die über 80 Minuten ausgebreitet werden. Bühnenbildnerin Selina Puorger hat mit Tüchern kleine Kammern unterteilt, die Pension im Stil einer Notfallstation abstrahiert. Intimität gibt es für niemanden. Der Schutzraum ist fragil. Wütend marschiert der Polizist einmal durch eine Papiertür.“ Nachtkritik.de
„Friederike Wagner als Paula Friedmann, die Gastgeberin in der Pension und Ehefrau des resignierten Revolutionärs Wolodja, blickt dabei auf ihr Leben zurück und führt, mit obligatem Erinnerungsalbum in der Hand, durch die irgendwann einsetzenden und mit dem Tod Wolodjas endenden Szenen. Wagner füllt dies als souveräne Erzählerin, ihr nimmt man die Revolutionärin allerdings weniger ab als Gottfried Breitfuss, auch er natürlich ein begnadeter Erzähler. Die junge Regisseurin Sonja Streifinger hat also eine starke Besetzung zur Verfügung (Ludwig Boettger, Claudius Körber und Sarah Geiler sind die erwähnten Flüchtlinge).“ NZZ
„Die junge Regisseurin Sonja Streifinger zeigt das Leben im Exil – am Modell Schweiz – nüchtern und pathosfrei als schleichenden Entmündigungsprozess.“ Deutschlandfunk Kultur