Schiffbau/Halle
Premiere am 5. Dezember 2018
Vorstellungsdauer: 2 Stunden, ohne Pause
Der Titel von Christoph Marthalers erster Inszenierung in der Halle seit über zehn Jahren klingt rätselhaft? Ja. Und nein. Denn alles wird rasch übersichtlicher, wenn sich herumspricht, dass der Titel gar nicht von Marthaler, sondern von dem amerikanischen Komponisten John Cage (1912 – 1992) erfunden wurde. Und zwar als Überschrift für ein 1976 entstandenes Werk, das vom simultanen Erklingen amerikanischer Kirchengesänge handelt und von heftigen Auflösungserscheinungen hinsichtlich der Wahrnehmung von Raum und Zeit. Kein Wunder, dass Marthaler und sein Ensemble dem Eintritt in diese frei schwebenden Klanglandschaften mit einiger Vorfreude entgegensehen. Und weil die von Cage betriebene Wechselwirkungsforschung in den Bereichen Natur, Zufall, Alltag und Erleben erst dann ihre volle Wirkung entfaltet, wenn scheinbar Unzusammenhängendes aufeinandertrifft, öffnet sich in „44 Harmonies from Apartment House 1776“ ganz unvermittelt noch die Tür zu einem von John Cage besonders bewunderten Universum: der majestätisch wuchernden Welt der Pilze!
Fotos © Tanja Dorendorf / T+T Fotografie
„«44 Harmonies from Apartment House 1776» ist eine hoch musikalische Hommage an den Komponisten John Cage und dessen Leidenschaft für Pilze. Auch dank der Bühnengestaltung von Anna Viebrock und grossartigen Auftritten seiner Weggefährten ist die Inszenierung ein echter Marthaler-Abend geworden.“ Tages-Anzeiger
„Wer seinen Verstand nicht bereits an der Garderobe abgegeben hat, verstaut ihn jetzt in der Jackentasche. Marthaler nämlich lässt listig zitieren, dass sich die Bodenbretter biegen – Surrealisten und Dadaisten zu diesem Zweck. Seine Inszenierung gibt der Vernunft Kontra und legt sich mit Kants Begriff der «reinen» Vernunft an. […] Marthalers Theater erklärt das Ende der Vernunft, weil es an die Macht der Sinneswahrnehmungen glaubt: Musik, zum Beispiel! […] Nicht die Vernunft, sondern der Pilz ist Marthalers Autorität. Er sprengt uns frei in die Phantasie.“ NZZ
„Im Grunde kann man die Theaterarbeit von Christoph Marthaler als eine stillvergnügte Meditation über Schellings große Frage lesen. Gemeinsam mit seiner Bühnenbildnerin Anna Viebrock erfindet er Warteräume zwischen Phantasie und Wirklichkeit, in denen sich letzte Menschen zum ersten Mal wiederbegegnen.“ FAZ
„Stillsitzen, zuhören, aushalten, wie eine Musik aus der Vergangenheit herbeigeweht wird, wieder verblasst, wieder aufscheint, immer ein wenig anders, immer ähnlich. Aber die Mühe lohnt sich. Wegen der Harmonien. Und weil man sich den Pilzen plötzlich tatsächlich irgendwie nahe fühlt.“ Tages-Anzeiger
„Die Schauspieler zeigen ein perfekt aufeinander eingespieltes Räderwerk, jeder Blick, jede Geste ist gesetzt. Trotz aller Perfektion bleiben sie ganz bei sich.“ Aargauer Zeitung
„Für die Klang-Harmonien sorgt sogleich und fast pausenlos Bendix Dethleffsen, ein weiteres Familien-Mitglied, an zwei Klavieren und einem Harmonium. Zudem vier Cellistinnen - so jung wie grandios: Hyazintha Andrej, Isabel Gehweiler, Nadja Reich, Vanessa Hunt Russell.“ sda
„Doch mit «44 Harmonies from Apartment House 1776» haben Marthaler und sein Ensemble das Genre des psychoaktiven Theaters begründet.“ NZZ
„Christoph Marthaler gelingt es wie keinem Zweiten Bilder so zu zeigen und Figuren so zu arrangieren, dass sie tiefgründig erscheinen, ohne bedeutsam zu sein.“ FAZ
„In acht Viertelstunden erkundet sein Ensemble Harmonien, John Cage und das Leben der Pilze. Klingt kompliziert, sieht aber toll aus.“ Luzerner Zeitung
„Fast wie damals: Christoph Marthaler jongliert im Zürcher Schiffbau mit Szenen und Stimmen.“ sda