Pfauen
Premiere am 13. April 2019
Vorstellungsdauer: ca. 5 Stunden 25 Minuten inklusive Pause
Hinweis: Die Vorstellung am 21. Juni entfällt leider. Wenden Sie sich bitte an die Theaterkasse – telefonisch unter der +41 44 258 77 77 oder per E-Mail unter theaterkasse [at] schauspielhaus.ch.
„Die Gerechtigkeit lässt sich nur noch durch ein Verbrechen wiederherstellen.“ Mit diesen Worten eröffnet der Anwalt Spät sturzbetrunken Dürrenmatts Anti-Kriminalroman. Zwei Jahre vorher ereignet sich Folgendes: Kantonsrat Kohler betritt gelassen das von Politikern, Finanzmanagern und Künstlern besuchte Restaurant „Du Théâtre“ und erschiesst vor aller Augen den Literaturprofessor Winter. Kohler lässt sich daraufhin, bestens gelaunt, verhaften. Vom Gefängnis aus beauftragt der Multimillionär und passionierte Billardspieler den angehenden Anwalt Spät, seinen Fall – unter der Annahme, er sei nicht der Mörder gewesen – zu untersuchen: „Lieber Spät, die Wirklichkeit kennen wir ja nun, dafür sitze ich hier und flechte Körbe, aber das Mögliche kennen wir kaum. Daraus folgt, dass wir das Wirkliche umzudenken haben, um ins Mögliche vorzustossen.“ Dürrenmatt entlarvt in „Justiz“ mit bitterbösem Humor, wie Rachemord zur Antwort auf ein gesellschaftliches System werden kann, in dem zwar das Gesetz, Gerechtigkeit hingegen keine Rolle spielt. Frank Castorf, der das deutschsprachige Regietheater fundamental geprägt hat, setzt sich zum ersten Mal künstlerisch mit dem grossen Autor Dürrenmatt auseinander.
Fotos © Matthias Horn
„Fünf Inszenierungen hat der Regisseur in der Intendanz von Barbara Frey inzwischen abgeliefert, doch mit der sechsten und erwartungsgemäss letzten wird er in Erinnerung bleiben. Denn jetzt ist Castorf auch in Zürich ein Bühnenrevoluzzer, er beweist sich als Sprengmeister jedweder hiesiger Komfortzonen zwischen Hirn und Herz.“ NZZ
„Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat", sagte Friedrich Dürrenmatt. Sein Roman „Justiz“ ist eine schauerliche Schweiz-Analyse. Frank Castorf bringt sie mit brillantem „Timing“ auf die Bühne.“ DLF
„Seine Schauspieler federn wie Billardkugeln durch rund zwanzig Szenen, die Videokameras folgen ihnen, die Screens zeigen menschliche Lust und Leiden überlebensgross. Castorf ist immer auch ein Trip für Voyeure.“ NZZ
„Er lässt – wie immer – die Video-Kameras kreisen, um jeden und jede aus radikaler Nah-Sicht ins Bild rücken zu können. Mal ist es – in der finalen Erzählung – nur ein zwinkerndes Auge, nur Ueli Jäggis Mund, der als Bild den ganzen Schrecken einfangen muss, von dem hier zu erzählen ist. Enorm viel Phantasie beschwört (und fordert!) Castorf in gut fünf Spiel-Stunden von Züricher Publikum.“ DLF
„Sternstunden sind das auf der Pfauenbühne, nicht nur weil der Autor auch ein Kosmologe war und Castorf ihn immer wieder in den Himmel blicken lässt. […] Die Sterne hier sind die Schauspieler Alexander Scheer und Jan Bülow, die gemeinsam mit Stephan Eicher einen «Campari Soda» kippen; Nicolas Rosat ist stark wie nie, und Ueli Jäggi glänzt als wandelbares Faktotum.“ NZZ
„Keine Frage, die Bühne von Aleksandar Denic packt die Zürcher Realität mit den Zähnen am Genick: […].“ NZZ
„Drei real existierende Bauten in der Stadt Zürich wurden hier von Aleksandar Denic auf eine Drehscheibe gehoben und zu einem modernistischen Bühnenwunderbauwerk samt Justitia-Skulptur ineinandergeschachtelt: das Corbusier-Haus aus dem Seefeld, das Belcafé der Bellevue-Haltestelle und das Sexkino Roland von der Langstrasse.“ Tages-Anzeiger
„Mit all dem wird „Justiz“ zum erstaunlichen Abenteuer, in Strom und Fluss gehalten von Castorfs noch immer und wie immer brillantem „Timing“.“ DLF
„Packend war's – anstrengend, vielleicht, aber eben auch kurzweilig und unterhaltsam.“ Radio SRF 1
„Packend ist dieser Rausch aus überbordendem Text, extremer Bildsprache und cooler Bühnenmusik allemal.“ Südkurier
„[…] und der Abend endet dann auch mit einer schönen Hommage an Dürrenmatt, der Schauspieler Ueli Jäggi spricht das Schlusskapitel des Romans mit Dürrenmatt-Akzent, eine grimmige Selbstbetrachtung des Dichters, in diesem singenden und näselnden Dürrenmatt-Deutsch, das ist grandios und berührend.“ SRF 1