Pfauen/Kammer
Premiere am 4. Oktober 2018
„Wann werden die Geschichten zur Geschichte?“ Lusine ist Musikerin und lebt in Berlin. Über die Herkunft ihrer eigenen Familie weiss sie nur, dass ihr Grossvater vor vielen Jahren aus Armenien über Berlin in die USA emigrierte. Sie stösst auf eine rätselhafte Aufnahme mit einer Männerstimme, die der ihres Grossvaters ähnelt. Das Tonband wird zum Ausgangspunkt einer Reise in eine totgeschwiegene Vergangenheit, die unauflösbar mit dem Genozid an den Armeniern im Jahr 1915 verbunden ist. Die europäischen Staaten reagierten damals nicht und schwiegen. Und oft bleibt in den betroffenen Familien das unfassbare Leid nur als ein ungebrochenes Schweigen über Generationen präsent. „Tote können sprechen. Das war das Unheimliche daran. Die Vorstellung, dass es eine Stimme gibt, die gar nicht im Raum ist. Als könnte die Stimme sich materialisieren.“
Das Stück von Simone Kucher ist eines der Gewinnerstücke der Autorentheatertage Berlin 2018 und folgt in der Regie von Marco Milling der akustischen Spur der Tonbänder.
Fotos © Raphael Hadad
„«Eine Version der Geschichte» ist einer der drei preisgekrönten Texte der diesjährigen Autorentheatertage. Zu sehen war Marco Millings Inszenierung in diesem Rahmen bereits am Deutschen Theater Berlin, als Teil eines langen Abends. Die kammerspielhafte Konzentration im Schauspielhaus hat die subtile Familienelegie verdient und nötig. Märchen oder Erinnerung? Sie wird auf Simon Srameks Bühne sogar zum Doppelkammerspiel, denn das meiste geschieht in einer grossen Vitrine, worin ein Mikrofon und ein Kopfhörer von der Decke hängen.“ NZZ
„Deren Widerhall veranschaulicht der 29-jährige Schauspielhaus-Regieassistent Marco Milling in seiner synästhetischen Uraufführung: Im Dunkel vermischen sich die Echos verschiedener Stimmen zum düsteren Soundteppich, und die Lichtchoreografie mit den Schwarzweisskontrasten haut uns den Dokumentarcharakter dieses Dramas über den Völkermord an den Armeniern aufs Auge.“ Tages-Anzeiger