Pfauen
Premiere am 10. März 2011
Unterstützt von Swiss Re
Wie der Blitz schlägt der Graf Friedrich Wetter vom Strahl im Leben des Mädchens Käthchen ein, der Tochter eines Heilbronner Waffenschmieds. Käthchens Waffe, so Kleist, ist „gänzliche Hingebung“, nur durch sie gelangt sie über hochdramatische Umwege ans Ziel … Die Inszenierung fällt in das 200. Todesjahr eines Dichters der Unruhe und der Unbedingtheit. Regie führte der auch in Deutschland erfolgreiche Prager Theaterleiter Dušan David Pařízek, der sich letzte Spielzeit in Zürich mit „Gestern“ von Agota Kristof vorstellte.
„Das Kleist-Jahr startet in Zürich mit einem hinreissenden „Käthchen von Heilbronn““. Basler Zeitung
„Die Inszenierung im 200. Todesjahr Kleists ist schönstes Schauspielertheater, ein Traum auf der leeren Bühne, mit angedeutetem Pferderitt, Comic-Zitaten, Schattenspielen, Rüstungsgeklapper und den versonnen stillen Gesten, dem traumwandlerischen Lächeln von Lilith Stangenberg. Theater, das Kleists Sätze strahlen lässt und glaubhaft macht, wie dünn die Wand zwischen Sehen und Vorstellen ist, und dass nur der Traum die Wahrheit kennt und nur der selbstverlorene Schlaf sich über das wirkliche Gefühl nicht täuscht. Am Ende regnen Blumen vom Schnürboden; davor leuchteten Sprache und Spiel.“ Aargauer Zeitung
„Vom Ende und vom Anfang her gesehen ist die Pfauen-Inszenierung zum Kleist-Jubiläum eine konsequente und kraftvolle Lektüre vom Sprachspiel bis zum sprachlosen Spiel.“ Tages-Anzeiger
„Ein sehr packender Einstieg in diesen dreistündigen Abend, der zeigt, was diese Inszenierung immer wieder auszeichnet: direktes Schauspiel, intensive gute Schauspieler durchs Band, die diese Geschichte immer wieder zur Sache der Zuschauerinnen und Zuschauer machen können.“ DRS 2
„Der tschechische Regisseur und Bühnenbildner Dušan David Pařízek führt im Zürcher Schauspielhaus Pfauen vor, wie das Arbeiten mit dem Seziermesser aufs glücklichste gelingen kann: Denn er schneidet nur behutsam ins komplexe Gefüge des Textes: Und siehe, das Wunder einer mitreissenden Gestaltwerdung der tollen Kleist’schen Sprache geschieht. Gleich zu Beginn werden die Zuschauer gepackt – buchstäblich, denn im Saallicht übernehmen sie die Rolle des Femegerichts, vor dem Theobald den angeblichen Verführer seiner Tochter zur Rechenschaft ziehen lassen will. Der Routinier Manfred Zapatka ist schon mit dem ersten der berüchtigt verschachtelten Kleistsätze phänomenal präsent.“ Badische Zeitung
„Wenn Käthchens Vater Theobald Friedeborn und Friedrich Wetter, Graf vom Strahl hintereinander vom Zuschauerraum aus die Bühne betreten und, anklagend und sich verteidigend, uns, das Publikum, als richterliche Instanz anrufen, entsteht einer jener magischen Momente, wie nur gutes Theater sie zu erzeugen vermag.“ journal21.ch
„Auch der Anfang ist überraschend: Das beleuchtete Parkett wird zum Gerichtssaal. Der einfache Waffenschmied und der elegant gekleidete Graf fechten eloquent um das arg verstört wirkende Mädchen – die Gunst des aufmerksamen Zuhörers neigt sich mehr und mehr auf die Seite des anklagenden Vaters. Das mag auch an der hohen Qualität von Schauspieler Manfred Zapatka liegen. Und dann beginnt die tragische Geschichte um die Titelfigur. Lilith Stangenberg spielt sie als hingebungsvolles, zartes Wesen (von einem anderen Planeten?), das mit wenig Worten, leuchtenden Augen und schmachtendem „In-Ohnmacht-Fallen" ihre Figur dem Publikum einprägt: eine schauspielerische Höchstleistung.“ Deutschlandradio Kultur
„Es ist Lust, und es ist „in den Tod gehende Betrübnis". Tänzerisch leicht will Friedrich Wetter, Graf von Strahl, durch beides hindurch, von beidem will er sich seine Seele bezaubern lassen in diesem Stück von Heinrich von Kleist. Wie Frank Seppeler diese Sätze beim Wort nimmt schon in der ersten halben Stunde dieses „Käthchens", das ist schlechthin aufregend: Er gibt seinen Grafen von Strahl als überlegenen Trickster und suizidalen Borderliner, der auch vor Gericht bruchlos vom Charme zur Gewalt übergeht (und hey, damit auch durchkommt). Auch dank dem ebenso fabelhaften Manfred Zapatka, der als Käthchens Vater dagegen hält, hat man sich schnell auf einen Theaterabend eingestellt, in dem die präzis reduzierte Regie (und Bühne) des Tschechen Dušan David Pařízek den Rahmen vorgibt für eine umso drängendere Schauspielerei.“ Nachtkritik.de
„Mit ihrer radikalen Anmut ist Lilith Stangenberg eine Idealbesetzung. Plausibel auch, Kunigunde, die ihre Weiblichkeit künstlich geschaffen hat, von einem Mann – Patrick Güldenberg – verkörpern zu lassen. Ob Gabor Biedermann als Rächer aus verlorener Verlobung am Handy schwäbeln muss, dass es kracht, sei dahingestellt: Komisch ist das schon sehr. Wie der Regisseur überhaupt erstaunlich viel Komik dem abgründigen Geschehen abgewinnt – vielleicht gerade deshalb, weil seine Inszenierung formalistisch streng in Schwarz-Weiß daherkommt.“ Badische Zeitung
„Der Regisseur wirbelt die Geschlechteridentitäten im shakespeareschen Taumel durchs Stück, bis Stangenbergs Käthchen endlich den Bubikopf gegen eine Genoveva-Frisur eintauscht und ihr Jungen-Outfit gegen ein schneeweisses Hemdchen. Rosen, Tulpen und Margeriten fallen vom Bühnenhimmel wie ein spöttisches Zitat aus „American Beauty“ – und doch wurde Käthchens buchstäblich feuerfester Glaube belohnt. Und wir glauben ihr.“ Tages-Anzeiger
„Lilith Stangenberg spielt Kleists Titelheldin bewusst schmucklos, sie horcht nach innen, mit einem somnambulen Sinn für die Berechtigung ihrer Gefühle, den Nacken oft gebeugt und doch unbeugsam. Und wenn sie ihrem geliebten Grafen mal wieder ohnmächtig vor die Füsse fällt, meldet dessen treuer Gottschalk (Aurel Manthei) trocken: „Das Käthchen wäre wieder da“. So kommts, dass vom Strahl in dieser wunderbaren Inszenierung mit der allmählichen Verfertigung seiner Liebe zum Doppelgänger des Autors wird. Ihm verschlägts die Sprache – ein Phänomen, das Kleist nur zu gut kannte. Was zu tun ist, was zu lassen, wird ihm aber klar: Strahl gesteht seine Liebe mit einer Rose. Käthchen wirft sie hinter sich, prompt regnen Rosen vom Himmel. Ein umwerfendes Bild.“ Basler Zeitung
„Totenstill ist es am Schluss. Seine Lippen suchen ihre Augen, streifen ihre Wange, finden ihren Mund. Die Liebenden sind aus der Zeit gefallen, und uns stockt der Atem.“ Tages-Anzeiger
„So begeistert ist im Pfauen lange nicht applaudiert worden.“ Badische Zeitung
„Kleists Figuren sind bei sich selbst angekommen – und Dusan Dušan David Pařízeks Inszenierung von „Das Käthchen von Heilbronn“ ist es auch. Sie springt heraus aus dem Drama von 1810, hinein in die letzten Stunden des Dichters im Jahr 1811: ins Schäkern und Haschen zwischen Heinrich von Kleist und Henriette Vogel, in ihr Tändeln, Tollen – und Verstummen. Zwei Schüsse aus dem Off, und auf der Bühne steht düpiert und erstarrt die Hochzeitsgesellschaft aus „Käthchen“. Licht aus, und der Bann ist gebrochen: Applaus und Applaus und Applaus!“ Tages-Anzeiger