Pfauen
Premiere am 14. Mai 2011
Das Publikum ist schon da und die Schauspieler streiken. Drei Übriggebliebene versuchen ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, etwas wie „Unsere kleine Stadt“, fragen sich aber: „Wieso müssen w i r denn jetzt ran?“ – „Na, weil Kreativität nunmal von jedem erwartet wird. Dagegen kannst du nichts tun. Früher hätten wir dann wenigstens eine Rolle spielen können, aber jetzt müssen wir wir selbst sein. Jetzt betrifft es alle. Zieh das an!“ Kreativität ist das beherrschende Thema in „Fahrende Frauen“, der neuen Diskurskomödie von René Pollesch (zuletzt in Zürich mit „Calvinismus Klein“).
„Euphorisiert, ja verzaubert sind die Züricher KritikerInnen von diesem neuen Pollesch-Abend, der vor allem lehre: Denken ist geil. Auch uns hat diese Feier des Denkens gerockt.“ Nachtkritik.de
„Polleschs neuer Abend ist wieder ein schwindelerregendes Karussell der Ideen, Zitate und Assoziationen, auch der Kalauer: „Ich bin nicht normal, ich bin Maler“, der gleichzeitigen Entzauberung und Neuverzauberung der Begriffe, und letztlich dreht es sich, auf und ab wippend, um sich selbst: um Theaterspielen, Theaterspielen-Spielen, und Zuschauerspielen, um das „Making-of“, die Künstlermythen im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit und was nach der Post-Postdramatik noch sein kann – mit andern Worten: um Charme und Kunst der Bühne. Zu dem sportiven Darstellertrio gesellt sich Rita von Horváth, die nicht minder sportive, stets präsente Souffleuse, die wie ein Textwachhund die ausschwärmenden Denkkaskaden in ihre vorgesehenen Bahnen zurücktreibt und gelegentlich die Manuskriptseiten heftig sortieren muss. Trotz solcher Offenheit und schauspielerischen Preisgabe ist „Fahrende Frauen“ auch sehr deutlich eingefasst in eine starke Form, stärker und entspannter als andere Pollesch-Abende, nicht zuletzt in dem vergnüglichen Spiel mit allen möglichen Stilmitteln des Theaters. Ein schönes und ein kluges Spiel.“ NZZ
„Ein glänzender Abend über das Theaterspielen.“ Tages-Anzeiger
„Dieser Abend ist kurzweilig, er ist amüsant, er ist anregend, er hat einen tollen Rhythmus; er schliesst die selbstreferenziellen Krisen auf dem Theater kurz mit den gesellschaftlichen Zuständen und er ironisiert zugleich dieses Bedürfnis nach gesellschaftlicher Relevanz immer wieder.“ DRS 2
„Die hier und heute auf der Bühne stehen, haben nun den Dreck: Das Publikum interessiert sich schon lange mehr für ihren ganz persönlichen Künstlermythos als für die Geschichte. Und das ist das Kühne und das ungemein Berührende an diesem Abend: Die Antwort auf die Post- und Post-Post-Dramatik, wie sie Pollesch hier formuliert, ist natürlich nicht die Rückkehr in die Dramatik (wie sie von Lilith Stangenberg immerhin angetönt wird: „Wir brauchen einen Plot. Einen Krieg“). Die Antwort ist vielmehr der Sturz in die schauspielerische Verzweiflung. Klug und heiter ausgelegt, wie immer bei diesem Theatermacher, und ganz schön prekär gespielt.“ Nachtkritik.de
„Die Theorie, die diesem Abend zugrunde liegt, ist schwierig. Trotzdem verlässt man das Theater im Zustand euphorischer Unbeschwertheit. Man nennt das wohl ganz einfach einen Zauber.“ Tages-Anzeiger
„Weil die zwergenwüchsigen Schauspieler von Thornton Wilders „Unsere kleine Stadt“ streiken, müssen ein Kollege und zwei Kolleginnen ran – denkbar gutes Glacis für die Schauspieler Franz Beil, Carolin Conrad und Lilith Stangenberg. Sie geben das Ausser-sich-Sein Polleschs Figuren bei aller Exaltation auf so gelöst-beiläufige Weise, dass bei diesem Abend Lügen gestraft wurde, wer bisher nur Martin Wuttke oder Sophie Rois als ideale Pollesch-Darsteller gelten ließ.“ Der Freitag
„Die Schauspieler Carolin Conrad, Lilith Stangenberg und Franz Beil liefern grosse, aber auch so gefährliche Wortakrobatik, dass sie, wie oft bei Pollesch, nicht ohne Netz und doppelten Boden auftreten dürfen. Die rettende Souffleuse hat deshalb sichtbar ihren Platz auf der Bühne und wird fest ins Geschehen eingebaut. Pollesch-Gänger kennen das, so wie sie eigentlich alles andere auch schon zu kennen glauben. Schliesslich ist Wiedererkennbarkeit für den Erfolg von Markenartikeln ja eine unabdingbare Voraussetzung. Vielleicht wird René Pollesch in die Theatergeschichte eingehen als erster Dramatiker, der bei seiner Arbeit die Gesetze von Betriebswirtschaft und Marketing konsequent verwirklicht. Das Publikum applaudierte begeistert und war höchst erfreut über die erlebte Win-win-Situation.“ Südkurier
„Lilith Stangenberg, Carolin Conrad und Franz Beil erhielten am Samstag vom Premierenpublikum grossen Beifall.“ Der Landbote