Pfauen
Premiere am 11. März 2010
Unterstützt von der Georg und Bertha Schwyzer-Winiker-Stiftung
Am Anfang steht ein Schiffbruch. Am Ende der Ehehafen. Und dazwischen nimmt eine fulminante Verwechslungskomödie ihren Lauf, deren Protagonisten leider wenig zu lachen haben. Viola strandet an der Küste Illyriens, ihr Zwillingsbruder Sebastian ist verschollen, wenn nicht gar tot. Kurzerhand beschliesst sie, als Mann verkleidet in den Dienst des Herzogs Orsino zu treten. Orsino schickt Viola – alias Cesario – als Liebesboten zum Objekt seines Begehrens: der Gräfin Olivia. Kein leichter Auftrag für Viola, die sich ihrerseits in den Herzog verliebt hat. Olivia wiederum verfällt Cesario und wird zudem vom Ritter Bleichenwang begehrt. Die Lage scheint hoffnungslos: Zwischen Sein und Schein ist nicht zu unterscheiden. „Ich bin nicht, was ich bin“, sagt die als Frau nicht erkennbare Viola zur um sie werbenden Olivia. Erst das Erscheinen des Zwillingsbruders Sebastian entwirrt das Beziehungsgeflecht mit dem Resultat einer dreifachen Hochzeit.
Ein Happy-End? Shakespeare erzählt nicht nur von Liebessehnsucht und sexueller Lust „so hungrig wie die See“, sondern auch von der Austauschbarkeit sexueller Identität. Unter dem Deckmantel der Komödie erlebt der Zuschauer die Beliebigkeit des Begehrens und die Flüchtigkeit des Ichs als menschliche Dilemmata.
„Am Schauspielhaus Zürich, wo Barbara Frey Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ als wundersam schwerelos dahingleitenden und trotzdem klar gezeichneten Traum inszeniert, wirkt die Lage von Beginn an, wenn Nina Hoss in Violas Rolle am rechten Bühnenrand auftaucht, weniger kompliziert als hoffnungsvoll. Nämlich so, als sagte sich diese junge Frau, die alles verloren und deshalb nichts mehr zu verlieren hat: Es kann nur besser werden. Hellblonder Bubikopf, burschikose Jeans, Jacke und Stiefel – so macht sich Nina Hoss alias Viola/Cesario auf in ein von Leidenschaft und Leben durchpulstes Stück. Ihr Optimismus strahlt etwas unschuldig Kindliches aus. Vor allem aber verströmt er ein mesmerisches Flirren, das die gesamte Aufführung durchdringt.“ NZZ
„„Was ihr wollt“ ist in Zürich eine lustvolle, vergnügliche Verwicklungskomödie, die von zwei selbstverliebt Liebenden, einer verführerischen Go-between und ein paar durchgedrehten Knallchargen (im allerbesten Sinne) lebt.“ Nachtkritik.de
„Das Bemühen um die Liebe zum Detail hat sich gelohnt – eine in sich stimmige und überzeugende Aufführung.“ Deutschlandradio Kultur
„Der Spiegel ist eine grossartige Illustration von Barbara Freys Vorhaben: Die riesige Glaswand teilt die Bühne und verdoppelt die Akteure. Mal spiegeln sie sich, mal beobachten sie den anderen durchs Glas wie im Polizeirevier; mal sehen wir sie vervielfacht, mal nur ihre Spiegelung, während die Stimme aus dem Off kommt. Ein bravouröses Bild, das raffinierte Konstellationen und Verschiebungen erlaubt – karg und reich zugleich, so wie Freys Inszenierungen meistens ausfallen. Nichts weiter steht in dem schwarzen Raum, dieser Blackbox der Gefühle, die Penelope Wehrli gebaut hat, als ein geschweifter Stuhl: ein unabdingbares Requisit in der urkomischen, in dieser Tonlage schlicht brillanten und besten Szene des Abends.“ Tages-Anzeiger
„Dass in Barbara Freys Inszenierung sie jetzt alle so selig wie verstört, so traumhaft wie verloren miteinander tanzen, der Herzog sich Olivia, Antonio sich den Herzog, Viola sich die Olivia, die Olivia den Sebastian, der Sebastian seine Schwester Viola sich greift, sie in ein wunschloses metrosexuelles Glück oder ein wunschvolles heterosexuelles Unglück hineintaumeln und das als ein grosses Wunder einfach hinnehmen – das ist das hinreissende Wagnis dieser Inszenierung.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Barbara Frey hat all diese shakespearschen Verrenkungen wunderbar-poetisch inszeniert und mit Musik von Béla Bartók unterlegt. Mit ihren Spielerinnen und Spielern hat sie aus dem Innern der Seelen heraus lauter zerbrechliche Figuren entwickelt. Und selbst in den eigentlich zu Klamauk einladenden Szenen der Rumpelkomiker überwiegen die leisen Töne. Der Theaterabend gerät aber nicht nur tiefsinnig, sondern auch immer wieder sehr amüsant, alles schön in einer fragilen Balance. Man kann lachen, über die feinen Oberen wie die groben Unteren; mal lacht man lauter, mal leiser, mal bleibt das Lachen im Halse stecken. Der vorzügliche Abend ist natürlich auch das Verdienst der Schauspielerinnen und Schauspieler. Jede und jeder setzt immer wieder neue darstellerische Höhepunkte, so dass jede Rolle eine eigen(sinnige) Kontur erhält.“ Schweizerischer Feuilletondienst
„Nina Hoss, preisgekrönte Filmschauspielerin und Star am Deutschen Theater Berlin, spielt berührend einfach und androgyn schillernd; theatralischer, aber nicht minder glaubwürdig ist Caroline Peters in der Rolle der Olivia.“ St. Galler Tagblatt
„Das wunschlos glücklich machende Ensemble wird von Nina Hoss als Viola und Michael Maertens als spiessig-schleimigem Malvolio mit pomadisierter Seitenscheitelfrisur angeführt.“ Wiener Zeitung
„Michael Maertens brilliert als spießig-schmieriger Hausmeister Malvolio, dem die geschlossenen Hemdknöpfe bis zum Hals stehen. In Strickweste und Gesundheitssandalen verkörpert er die im Keim erstickten und eben trotzdem nicht ganz geruchsfreien Leidenschaften. Jeder, wie er kann, und ohne Zweifel: Michael Maertens kann.“ Die Welt
„Ein grosser toller Wurf mit leichter Hand. Der Premierenbeifall war entsprechend.“ Badische Zeitung