Pfauen
Premiere am 9. Dezember 2011
Wir danken der Firma Duoton GmbH Zürich für die Vergoldung von drei Toiletten.
Der anerkannte Parlamentarier Sir Robert Chiltern wird wegen seines makellosen und vorbildlichen Charakters von seiner Frau als „idealer Mann“ verehrt. Sie ahnt nichts – oder will nichts ahnen – von seinen dunklen Seiten, zu denen Hab- und Machtgier sowie Skrupellosigkeit gehören. Oscar Wildes sarkastische Komödie aus dem Jahr 1895 ist – inszeniert von Tina Lanik – in der Schweiz erstmals in der Neufassung von Elfriede Jelinek zu sehen. Lanik, zuletzt in Hannover und München tätig, gibt damit ihr Debüt am Schauspielhaus Zürich.
„Die deutsche Regisseurin Tina Lanik hat für den Protagonisten ihrer Jelinek-Wilde-Inszenierung am Zürcher Schauspielhaus eine ideale Besetzung gefunden. Als Schwindler Robert brilliert Markus Scheumann jene zwei Stunden lang, die der Abend dauert: Er spricht den zungenbrecherischen jelinekschen Jargon wie seine Muttersprache und unterfüttert oder konterkariert ihn mit eloquentem Körpereinsatz. Da steht er vor der Sperrholzwand, in die viele Türen eingelassen sind (Bühne Stefan Hageneier), rudert bei ununterbrochenem Redefluss mit den Armen und entblösst in der Hitze des Wortgefechts sogar die Brust, um Mrs. Cheveley zu betören, der Susanne-Marie Wrage viel Contenance auferlegt – bis sie den Partner urplötzlich und buchstäblich bespringt. Es wäre ja kein Stück von Jelinek, wenn der Genderdiskurs nicht auch sein Wörtlein mitplappern dürfte. Kaum stakst auf den geschlechtstypischen High Heels (Kostüme Su Sigmund) irgendein weibliches Wesen vorbei, bleiben Scheumanns Stielaugen daran hängen, was zu wunderhübschen Gliederverrenkungen führt. Angesichts der – bald – drohenden Katastrophe sackt Sir Robert jämmerlich in sich zusammen, allerdings bloss, bis das Miniröckchen der auf ihren ellenlangen Beinen dauerdefilierenden Housekeeperin (Janina Schauer) seine männlichen Säfte und Kräfte wieder erweckt. Tritt hingegen die Gattin auf, bei Isabelle Menke ein Hausdrache mit eisernem Make-up-Lächeln, rappelt sich Scheumann hurtig zusammen, beschämt wie ein in flagranti ertappter Honigdieb.“ NZZ
„Die Jungregisseurin Tina Lanik hat in ihrer Zürcher Inszenierung klug Text gestrichen und Oscar Wilde leben lassen. Das verbale Spiegelfechten, die geschliffenen Wortspielereien und all die schönen bösartigen bis hinterlistigen Spitzen bleiben erhalten, ergänzt durch viel Kalauer, Slapstick und Sex. Und hier kann man zu Recht fragen, ob mit etwas weniger Klamauk mehr zu holen gewesen wäre. Doch das tut der temporeichen Inszenierung keinen Abbruch. Das Premierenpublikum war begeistert und bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus dafür, dass man sich so schrankenlos unterhalten durfte.“ seniorweb.ch
„Isabelle Menkes Gertrude Chiltern gibt mit ewigem Kameralächeln eine moralistische Karrieristin; Patrick Güldenbergs Lord Goring ist der perfekte Bubi, der Julia Kreuschs Mabel Chiltern den lang ersehnten Heiratsantrag macht, worauf diese so aus dem Häuschen gerät, dass sie den Brautstrauss über die Schulter ins Publikum wirft. Und dann ist da noch der exzellente Markus Scheumann, der die Figur des Sir Robert Chiltern mit starken Körperhaltungen beglaubigt.“ Tages-Anzeiger
„Schillernde Figuren bietet die Inszenierung allenthalten. Vorab Markus Scheumann als Sir Robert Chiltern und Patrick Güldenberg als Lord Goring, deren irrlichtende Sitcom-Slapstick-Einlagen umwerfend komisch und erheiternd sind. Zur Belohnung darf Lord Goring Chilterns Schwester Mabel heiraten. Julia Kreusch im verrutschten Hochzeitskostüm spielt sie schrill, dreckig und komödiantisch brillant. Nicht minder amüsant sind die Auftritte der übrigen Spielerinnen: Susanne-Marie Wrage gibt das intrigante Luder Mrs. Cheveley cool und sarkastisch, Isabelle Menke spielt Chilterns Frau Gertrude, im Dauerdienst der Wohltätigkeit, betont smart und gelackt und Miriam Maertens geriert sich als Lady Markby very british und verschlagen teuflisch. Bleibt noch Janina Schauer als dauerpräsentes sexistisches Dienerpüppchen, das gelangweilt und abgestumpft das Treiben der Lordschaft mitverfolgt und auch mal aufmüpfig reagiert.“ seniorweb.ch