Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg schreibt Federico García Lorca das Theaterstück Bernarda Albas Haus, in dem eine Familie trauernder Frauen rettungslos ihren unterdrückten Sehnsüchten ausgeliefert ist. Nun öffnet Trajal Harrell diesen Frauen die Tür zu zwei weiteren «Häusern». Er führt sie in die grosszügigen Pariser Modehäuser ein, in die «Maisons» von Dior, Chanel, Balenciaga und anderen grossen Couturiers·ères. Zudem bringt er sie mit den schillernden Häusern des Voguing zusammen: «Häuser» wie das House of Xtravaganza, das House of Ebony oder das House of Ninja vereinen seit den 1970er Jahren meist queere und häufig latein- oder afroamerikanische Tänzer*innen in Clubs, um mit Stil und Stolz gegen Ausgrenzung und Ungerechtigkeit zu kämpfen. In Harrells Haus auf der Pfauenbühne werden sich die Häuser der Hoch- und Subkultur begegnen, um wie schon in seinen früheren Arbeiten im tiefempfundenen Butoh ihre Zusammenführung zu erleben.
Zu sehen in zwei Versionen: The Hour und The Bomb.
The Bomb ist Harrells Destillation der Zerstörung, die im Zentrum von Lorcas Stück steht. Zu Giya Kanchellis unverwechselbarem "time and again" schaffen die drei - Lorca, Kanchelli und Harrell mit neun herausragenden Darsteller*innen - einen einzigartigen Zauber für Augen, Ohren und viszeralem Sinn - ein nicht so subtiler Angriff im Butoh-Stil.
Pressestimmmen
«Es ist ein ganz neues Theater, das so entsteht: Es verführt durch die ungewöhnliche Schönheit der Kostüme, durch die Bewegungsbrillanz der durchgängig charismatischen Mitwirkenden, durch die hypnotisierende, manchmal dämonische, manchmal trauernde Stimmung.» FAZ, 12.09.2022
«Das Stück gewinnt immer mehr an Intensität, wird fast tranceartig»
SRF Kultur, 13.09.2022
«Die Eigenart der einzelnen Figuren, die überzeugende Spannung in ihrem Spiel, der bedrohliche Charakter eines Raumes, der eigentlich zu schön und zu ordentlich für die spürbare Stimmung ist, bilden einen Resonanzkörper für die Forderung "Wir dürfen hier sein!", ohne dass sie schrill oder opportunistisch wird.»
PZZAZ, Brüssel, 21.05.2022
«Ein kluges, reflektiertes Theater auch, das voller Bezüge ist auf die Geschichte des Tanzes, der schwarzen Subkulturen und weißen Rebellen, auf die Geschichte der Vergessenen und Ausgeschlossenen, der Protagonisten genau wie ihrer Ankleiderinnen.» FAZ, 12.09.2022
«Einst Getrenntes - nach sozialen Schichten, Hautfarben, Kontinenten - bringt Harrell zusammen, wie man es nicht für möglich gehalten hätte, wie es einem ganz unwahrscheinlich vorkommt, bevor man es gesehen hat. Dabei entsteht eine Theatererfahrung, die beinahe wie ein heilendes Ritual wirkt.» FAZ, 12.09.2022