«Was ist mit mir geschehen?»
Gregor Samsa, der Mann, der eines Morgens als Käfer aufwacht, lebt auf dem Seelenkompost seiner Verwandten. Dort wuchert er still vor sich hin. Franz Kafkas DIE VERWANDLUNG zeigt eine Familie, die es nicht vermag, das schmutzige Wesen in ihrer Mitte zu umarmen und als Teil der eigenen Existenz zu betrachten. Und so wählt Gregor Samsa die Freiheit des Todes, um die anderen von sich zu erlösen. Schwester, Mutter, Vater wählen die Freiheit der Unabhängigkeit und weisen das Toxische in nächster Nähe zurück, um leben zu können. Kafkas Lebensrechnung, in der zwischen Abhängigkeit und Freiheit, Fürsorge und Selbstschutz gewählt werden muss, geht so für keine*n auf.
Regisseurin Leonie Böhm schaut diesmal dorthin, wo es gammelt und modert, dorthin, wo die Käfer leben. Wie verwandeln wir das Abgespaltene und Eklige in lebbare Zukunft? Was schliessen wir aus, um frei zu werden? Ist dieser Ausschluss legitim? Und wo wäre das Verbindende, das im Dunkeln die Käferenergie versammelt und uns als Käfer unter Käfern leben lässt?
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Die Verwandlung
nach Franz Kafka
Regie: Leonie Böhm
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Presse
«Das tut, wie immer, gut – wer auf einen Therapieplatz wartet, kann die Zeit getrost in Böhm-Stücken überbrücken.» nachtkritik.de (Leonard Haverkamp, 14.9.2024)
«Denn wie Böhm klassische Stoffe überschreibt, holt nicht nur die Zuschauer durch eine aktualisierte Sprache ab, sondern befreit die Schauspieler vom Wiedergabekorsett. Aber die müssen zur Befreiung bereit sein – so wie das Trio Vincent Basse, Eva Löbau und Lukas Vögler, das sich hier geradezu selbst an die Wand spielt: grandios!» Tages-Anzeiger (Alexandra Kedves)
«Um Fremdsein geht es zum Saisonauftakt auch in der Schiffbau-Box, nur zeigt sich das Fremde hier nicht im anderen, sondern im eigenen Körper. So krabbelt und glitscht das Schauspieltrio (Eva Löbau, Lukas Vögler und Vincent Basse) in Kafkas «Verwandlung» dem Publikum förmlich entgegen. Und von der ersten Minute an ist klar: Hier geht es um nichts weniger als um das menschliche Miteinander an sich. In all seinen Facetten. Und angesichts all der Veränderungen, die mit ihm passieren. Eine Szene mit der grandiosen Eva Löbau («Tatort») zeigt das exemplarisch, als sie ihre spriessende Körperbehaarung betrachtet und fragt: «Das wuchert ja alles. Warum kümmert sich hier denn keiner?». [...] Wir alle wachsen, altern, kommen in die Wechseljahre. Mitunter mit wenig appetitlichen Folgen. In uns allen steckt ein wenig von Gregor Samsa. Davon handelt Leonie Böhms Inszenierung.» NZZ am Sonntag (Anna Kardos, 21.9.2024)