«Es muss sich ändern!»
Prima Facie, die Unschuldsvermutung, die so lange besteht, bis das Gegenteil bewiesen wird, ist das Fundament unserer zivilisierten Gesellschaft. Daran glaubt die Strafverteidigerin Tessa Ensler. Aus einfachen Verhältnissen hat sie sich hochgearbeitet: Matura, Eliteuni, Topkanzlei. Und sie gilt als eine der Besten, erringt Freispruch um Freispruch für ihre Mandanten, in dem sie die Widersprüche und Ungenauigkeiten in der Argumentation der Gegenseite aufspürt. Ihr Spezialgebiet? Die Verteidigung von Männern, denen ein sexueller Übergriff vorgeworfen wird. Bis sie selbst zum Opfer eines solchen Übergriffs wird.
Im Pfauen spielt Ensemblemitglied und Gertrud-Eysoldt-Ring-Trägerin Alicia Aumüller diesen fulminanten Monolog der preisgekrönten australischen Autorin Suzie Miller und zeigt, was es bedeutet, sich als Strafverteidigerin in zwei Welten zu bewegen: In der einen bietet das juristische System Zugang zu Macht und beruflichem Aufstieg, was traditionell Männern vorbehalten sind. In der anderen Welt findet die weibliche Erfahrung sexualisierter Gewalt keinen Platz in der von Männern gemachten juristischen Wahrheit – und Tessa Ensler stellt zum ersten Mal nicht die Frage nach Recht, sondern nach Gerechtigkeit.