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Kafkas Schreibtisch. Der Schriftsteller bei der Arbeit

Szenische Lesung mit Graziella Rossi und Helmut Vogel | Konzeption und Kommentar: Prof. Dr. Andreas Kilcher (ETH Zürich)

Kafkas Texte öffnen sich Leser*innen nicht selbstverständlich, ganz im Gegenteil: Sie geben Fragen und Rätsel auf, verschliessen sich gar oder rufen Widerstände hervor, denen mit zahllosen Deutungen immer neu beizukommen versucht wurde. Anstatt aber durch weitere Interpretationen, wird an diesem Abend der Versuch unternommen, Kafkas Texten von ihrer praktischen Seite zu begegnen: der Art und Weise, wie Kafka als Schriftsteller gearbeitet hat. Tatsächlich thematisierte Kafka sein literarisches Arbeiten vielfach ausdrücklich. Wiederholt in theatralen Bildern: in Szenen des Lesens und in Szenen des Schreibens, die teils dramatisch, teils aber auch komisch sind. Szenen wie diese: Kafka beim Beschauen von Auslagen in Buchhandlungen; Kafka beim «gierigen» Lesen von Zeitschriften in Cafés; Kafkas minutiöse Betrachtung seines Schreibtisches gleichsam als Bühne; Kafka beim nächtlichen Lesen und Schreiben am Schreibtisch; imaginäre Schreibtische in Kafkas literarischen Texten. Und all dies nicht nur dramatisierend als Kampf ums Schreiben, sondern auch überraschend schalkhaft mit Augenzwinkern und Selbstironie. 

Kafkas autobiographische und literarische Texte sind reich an derartigen Szenen, die hier erstmals in Zusammenhang gebracht werden. In einer szenischen Lesung durch Graziella Rossi und Helmut Vogel werden diese zum Leben erweckt. Zugleich werden sie durch den Literaturwissenschaftler und Kafka-Forscher Andreas Kilcher eingeordnet und kommentiert. Zu Kafkas 100. Todestag erscheint von ihm das Buch Kafkas Werkstatt. Der Schriftsteller bei der Arbeit (C.H. Beck Verlag, 2024), in dem er Kafkas Arbeitsweise auf die Spur geht.