Es verbindet und informiert uns, lockt und verführt, unterhält, horcht uns aus, macht uns durchsichtig und frei. Die einen nutzen es, um anderen zu schaden, Gewinne zu maximieren und die Intelligenz des Schwarms in die Dummheit der Masse zu verwandeln. Andere kreieren in ihm Freiräume des Denkens, Visionen für den Körper und entwickeln digitale Überlebenstechniken in gewaltvollen Umgebungen. Aber wie eigentlich sieht er aus, der Ozean aus Elektroden und Bytes, das unkontrollierbare Netz fast unendlicher Möglichkeiten, wie sieht es aus – das Internet?
Das Internet lädt ein zu einem ungewöhnlichen Sonnenbad. Komm rein! Betrachte es! Und lass Dich umhüllen von den nahezu unendlichen Möglichkeiten des Lichts, das auf den Ozeanböden durch die Glasfaserkabel rast. Erlebe das gesamte Internet auf 108 m3 – 16,7 Millionen Farben, nur für Dich erzeugt. Stell Dich hinein und erschaffe Dir Dein eigenes, Dein nicht übertragbares, Dein persönliches, Dein unvergleichliches Internet! Ein Internet, wie nur Du es erleben und wahrnehmen kannst, ein Internet, das nur Deinem eigenen und persönlichen Wollen folgt. 16,7 Millionen Mal. 16,7 Millionen Möglichkeiten.
«Der Aufenthalt hier ist auch ein allumfassendes Baden im Licht. Er vermittelt das Gefühl, sich im Innern eines Glasfaserkabels zu befinden. Und wer mit dem Internet nur Kulturpessimismus verbindet, kann hier ganz schön in die Krise kommen. Realitätskontrolle ist in Giesches Raumbehauptung zwar tatsächlich nicht mehr möglich, doch die Lust, sich zu verlieren in dieser anderen Dimension - und als Körper aufzulösen -, ist um einiges grösser als jeder angelernte Kontrollzwang. Verdammt gefährlich ist diese Verführungskiste also. Und das ist wohl richtig. Kunst, die harmlos ist, ist Kitsch.» (NZZ, 9.9.2019)