«Ein Musenpark zwischen Geschichte und Imagination» – so nennt Trajal Harrell seinen Abend In the Mood for Frankie. Ausgangspunkt ist die Muse, jene seltsame Gestalt zwischen Traum und Wirklichkeit, jenes unwahrscheinliche Wesen, das einen festen Platz in den Vorstellungswelten des Kunstmilieus einnimmt, obwohl nicht erst seit der #metoo-Debatte klar ist, dass dieses Wesen eine heikle Projektion ist. Trajal Harrell nähert sich ihm über eine asiatische Tanzform, den japanischen Butoh-Tanz, den er seit vielen Jahren erforscht und den er weniger imitiert als vielmehr in seine eigene Bewegungssprache aus Voguing und Postmodernem Tanz einflicht. Der Mitbegründer des Butoh-Tanzes Tatsumi Hijikata steht diesem Abend Pate, den auch andere «Musen» prägen: der Filmemacher Wong KarWai und die Gründerin des Modelabels Comme des Garçons Rei Kawakubo sowie die Sängerin Sade und andere Gründer des Butoh Kazuo Ohno. Und nicht zu vergessen Harrells eigene Zusammenarbeit mit den Tänzern Thibault Lac und Ensemblemitglied Ondrej Vidlar, mit denen er an diesem Abend gemeinsam auf der Bühne steht.
«Eine absichtlich nicht vollends entschlüsselbare Riten-Accrochage» (P.S. Zeitung, 20.9.2019)
«Auf zwei Marmorplattformen treten Harrell, Thibault Lac und Ensemblemitglied Ondrej Vidlar auf wie in einem Voguing-Wettstreit mit Kostümen etwa von Jean Paul Gaultier oder Comme des Gar-50ns. Die auf den Catwalk zielenden Bewegungsmuster werden zergliedert, mit Butoh-Referenzen angereichert und zu einem fluiden Soundtrack durchgeschwungen.» (Tages Anzeiger, 17.9.2019)
«Die drei Körper tanzen bis in die Gesichtsmuskeln. Diese sind mal maskenartig verzogen, dann wieder ekstatisch verdreht, der Blick ins Nirgendwo. Barfüssiger Ernst, auf Zehenspitzen beleuchteter World Dance querbeat.» (Lara Russi, 18.9.2019)
«Bei Harrell bleiben von den schönen Kleidern der Models nur Fetzen bunten Stoffs übrig. Dazu mimt Lac mit Posen griechischer Statuen die Muse und Harrell den Künstler, dem die Ideen ausbleiben und der seine Verzweiflung in Alkohol ertränkt. Der strahlend helle Marmorboden hat sich da längst ins Dunkle gewandelt. Er war ohnehin nicht echt.» (NZZaS, 22.9.2019)
«Ihre verschiedene Physis bedient die Urwirkung von Tanz. Einer weit über den baren Körper hinausreichenden Präsenz, die jenseits einer choreographierten Schrittabfolge als mitwirkende Kraft das sportive Tun über das Schweisstreibende allein emporhebt. Ein Ritus als Ausdruck einer Sehnsucht - auch nach Sinn.» (P.S. Zeitung, 20.9.2019)