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Julia Skof

«Gestern Nacht habe ich mir vorgestellt, wie du mit 28 Jahren in der Küche stehst und dir um 2 Uhr nachts Instant Noodles zubereitest. Du fragst dich, ob es sich lohnt einen Brotjobzu machen und als freischaffender Künstler zu arbeiten, oder ob du direkt einen Master anhängen sollst. Du fragst dich, wem du eigentlich Rechenschaft schuldest. Dir kommen deine eigenen Gedanken banal vor. Du isst die Instant Noodles während du Park von Marius Goldhorn liest. Ein Buch, welches deine Mutter gelesen hat, als du zwei Jahre alt warst. Es handelt von Weltschmerz und der friedlichen Ankunft von Aliens. Sie hat dir mal erzählt, dass sie mit dem Gedanken aufgewachsen ist, dass alles absolut ist. Jede Entscheidung, jedes Gefühl und jeder Verlust. Du recherchierst und findest heraus, dass Marius Goldhorn am 12.12.1991 geboren ist. Genau ein Jahr vor der Geburt deiner Mutter. Du denkst, dass du nicht an solche Zeichen glaubst. Du öffnest Google und recherchierst zum Kometen Neowise. Mit einem Jahr hast du mit ihr am Strand übernachtet. Über euch Neowise. Drei Monate später ist die zweite Welle der Pandemie ausgebrochen. Du hast damals schon gespürt, dass nichts absolut ist.»

Julia Skof (*1992) interessiert sich für das Mittelmässige, die Gleichzeitigkeit von Ereignissen und Leben, welches sich an den Rändern abspielt. Sie studierte Philosophie und Soziologie an der Universität Basel und Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Abschlussarbeit «Antigone» wurde an das Körber Studio für Junge Regie ans Thalia Theater in Hamburg eingeladen und erreichte die Shortlist. Mit dem KollektivSoftShellrealisierte sie im Rahmen der Nachwuchsförderung «Tankstelle Bühne» im Südpol Luzern «Resort» -eine performative Expedition in das künstlich hergestellte Treiben einer Ökosphäre. Nebst Arbeiten im Bereich Theater und Performance ist sie im experimentellen Film tätig.