Nicolas Stemann machte zunächst vor allem Musik und spielte in diversen Bands und obwohl er die Musik nie aufgegeben hat, studierte er erst Philosophie und schliesslich Regie in Hamburg und Wien. Seit den Anfängen mit seiner freien Gruppe und seiner Kollaboration mit der Tanzcompagnie El Colegio del Cuerpo in Cartagena/Kolumbien hat Stemann an allen wichtigen Theatern im deutschsprachigen Raum gearbeitet und wurde immer wieder zu internationalen Festivals eingeladen. Mit der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verbindet ihn eine exklusive Arbeitsbeziehung. Stemanns Antrieb ist bis heute, die widersprüchlichen, nicht zu versöhnenden und doch gleichzeitig stattfindenden Bewegungen und Strömungen der Gegenwart miteinander in Kontakt zu bringen. Diejenigen, die sich im wirklichen Leben tunlichst aus dem Weg gehen, treffen bei Stemann aufeinander. Auch seine Mittel sind verschiedenartig, neben der Musik öffnet er das Theater wie in seinem Faust I & II immer wieder anderen Künsten. Mit eben diesem Faust, der exemplarisch für seine Fähigkeit steht, mit kanonischen Texten spielerisch Gedanken und Gefühle für Menschen heute auf den Punkt zu bringen, stellt er sich in Zürich vor. Hier wird Nicolas Stemann jetzt zusammen mit Benjamin von Blomberg Intendant. Er hofft dabei auf die Ausweitung der Kunstzone und dass sich die Zusammenarbeit der Künste, die er in Inszenierungen immer wieder erprobt, in ein Haus hinein verlängern lassen – lustvoll, spielerisch, angstfrei. Und mit offenen Augen für die vielstimmigen politischen Verwerfungen dieser Zeit.