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WIDERSTAND AUS DEM WALD

Das Performancekollektiv Moved by the Motion bringt «ROBIN HOOD», die Erzählung des edlen Sozialrebellen und Rächers der Unterdrückten als tierische Fabel auf die Bühne. Dabei steht nicht die Geschichte eines Einzelhelden im Vordergrund, sondern die Gruppe, der Wald und die Tiere.

Regisseurin Wu Tsang ...

… ÜBER DIE FASZINATION VON «ROBIN HOOD»


«Wir lieben diese Ante/Anti-Helden Geschichte! Besonders weil es keine klare Autor:innenschaft gibt; es ist ein Mythos ohne eindeutigen Ursprung. Wir haben uns einige dieser alten, mittelalterlichen Kinderballaden und Fabeln, wie Reineke Fuchs, angesehen. Die sind sehr facettenreich in ihrer Darstellung von Reineke, der als Trickster für seine Gesetzesbrüche gefeiert wird. Vor den Held:innengeschichten waren in der westlichen Erzähltradition Volkssagen sehr verbreitet, in denen die Kollektive, nicht aber die Moral einzelner Held*innen wie Robin Hood, eine grosse Rolle spielten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich, dass Robin Hood klassischerweise erzählt, wie die Reichen bestohlen werden, um die Armen zu ernähren; es ist also eine Geschichte über die Umverteilung von Wohlstand. Wir glauben es ist wichtig, sie jetzt zu erzählen; in einer Zeit, in der die Schere zwischen arm und reich dramatisch wächst und in der faschistische Ideen und Oligarch*innen mehr und mehr Einfluss gewinnen. Und dennoch glauben wir fest daran, dass es immer eine Möglichkeit zu Veränderung gibt - und, dass Veränderung auf den Beziehungen gründet, die wir zueinander aufbauen. Dieses Verständnis versuchen wir mit anderen zu teilen.»


… ÜBER DEN WALD ALS ORT DER WILDHEIT


«‹Wildheit› ist offensichtlich ein Konzept, das mir in meiner gesamten künstlerischen Laufbahn sehr am Herzen liegt. Mein erster Film WILDNESS handelte von Untergrundräumen als «wilden» Räumen, Räumen der Unordnung und Anarchie, der Selbstverwaltung und des Widerstands. Das spiegelt sich auch in dem Unter- oder Alternativtitel wider, den unsere Kollaborateurin und Autorin Sophia Al Maria für unsere Robin-Hood-Inszenierung gewählt hat: Beast Epic im Englischen und Biest-Ballade im Deutschen. Von «Wildheit» auszugehen, empfinde ich als guten Ansatz, um Kindern Themen wie Aufmerksamkeit für die Umwelt oder das Leben mit der Natur näherzubringen und ihnen zu zeigen, was wir von der Natur und indigenem Wissen lernen können. Anstatt zu denken, dass unsere moderne Gesellschaft und Zivilisation die Antwort ist, sollten wir uns auf alternative Lebensweisen besinnen, auf Wissen und soziale Strukturen, die stärker im Ausgleich mit der Natur sind, als wir es tun.»


… DARÜBER, DASS DER ABEND AUCH FÜR ALLE AB 10 JAHREN IST


«Das erste Familienstück, PINOCCHIO (2022), war für Moved by the Motion eine Offenbarung, denn zuvor hatten wir noch nie ein Theaterstück für Kinder gemacht. Die Reaktion des jungen Publikums war spannend und wir liebten es, dass auch die Erwachsenen so positiv auf die Inszenierung reagierten. Ein Stück zu gestalten, das so viele verschiedene Altersgruppen anspricht, macht wirklich Spass und verändert die Perspektive als Schaffende total. Als wir mit PINOCCHIO anfingen, habe ich mich erinnert, was meine ersten Erinnerungen an Kunst sind. Ich habe darüber nachgedacht, wie wir die Kreativität der Kinder fördern und mit unseren Arbeiten zugleich wichtige Ideen vermitteln können. Diese Inszenierung von ROBIN HOOD richtet sich an ein Publikum ab zehn Jahren, also ein bisschen älter als das Publikum damals. Das ist eine neue Herausforderung. Zehn ist ein magisches Alter, denn es ist wirklich der Beginn des Erwachsenwerdens. Kinder sind in dieser Zeit sehr weise, selbstbewusst und daran interessiert, die Gesellschaft und ihre Regeln zu verstehen und herauszufinden, was gut und was schlecht ist.»


MOVED BY THE MOTION
Moved by the Motion ist ein interdisziplinäres Künstler*innen-Kollektiv, das Wu Tsang 2016 mit Tosh Basco gründete. Die Gruppe verbindet Performance, Musik, Film und Literatur und arbeitet kollaborativ an hybriden Kunstformen. Zu den Mitgliedern zählen u. a. Cellist Patrick Belaga, Tänzer Josh Johnson und Musikerin Asma Maroof. Ihre Arbeiten erforschen Sprache, Identität und soziale Dynamiken. Seit 2020 sind sie am Schauspielhaus Zürich aktiv,
wo sie mit Tsang experimentelle Inszenierungen entwickeln.